Dienstag, 29. Januar 2008

labor in ILO, Peru

In Ilo hatten wir die Moeglichkeit Juan und seine Familie kennen zu lernen und ein paar Tage mit ihnen in ihrem Haeuschen auf dem Land zu verbringen:

»Früher als ich noch ein Kind war,« erinnert sich Juan Madueño, »lebten in unserem Fluss noch Forellen und Krabben und wir haben hier mit kleinen Angeln gefischt, doch heute ist alles in ihm tot.« Juan lebt im Tal Tumilaca, in der Provinz Moquegua im Süden Perus. Hier ist er geboren und aufgewachsen und lebt, wie seine Eltern und Großeltern, von der Landwirtschaft. Inmitten der trockenen Atacamawüste bildet die Talsenke eine kleine Oase, zwischen der Pazifikküste und den Hochanden. Hier wächst nur etwas, wo es auch Wasser gibt – am Fluss. Die grünen Ufer ziehen sich wie Schlangen hinunter Richtung Meer und bieten einen farbintensiven Kontrast zur vertrockneten braunen, hügeligen Mondlandschaft der Wüste. Juan lebt mit seiner Frau Rosa und seinen Kindern Ruddy (13 Jahre) und Kathiza (10 Jahre) in einem kleinen Häuschen am Rande des Asana-Flusses. Ihr Einkommen erwirtschaften sie sich durch das Bestellen ihres kleinen Stückchen Landes. Das Wasser der Flüsse wird aus Quellen in den Hochanden gespeist. Doch dort gibt es nicht nur das kostbare Nass sondern es lagern auch große Mengen an Mineralien. Die werden derzeit in zwei Bergwerken abgebaut. Das Kupfer wird in der nahegelegenen Küstenstadt Ilo weiterverarbeit. Die Bergwerkswirtschaft gibt manchen Menschen Arbeit, doch Kleinbauern,wie Juan, leiden unter ihnen. Die zahlreichen Avocadobäume, die immer eine wichtige Einkommensquelle der Familie waren, sind in den letzten Jahren nach und nach eingegangen und mussten gefällt werden. Juan vermutet, dass der empfindliche Avocadobaum als erstes auf die Luftverschmutzungen der Fabrikschlote reagiert hat.

Seine Vermutung ist begründet: Untersuchungsberichte aus Ilo sprechen eine klare Sprache: Die kleine Hafenstadt im Süden Perus war eine der Städte mit der höchsten Luftverschmutzung durch Schwefeldioxid der Welt. Traditionell leben die Familien hier, an der an Meeresgetieren reichen Küste, von Fischfang oder von der Landwirtschaft. Seit dem Bau der Fabrik litten Kinder und auch Erwachsene der Kleinstadt vermehrt unter Asthma und anderen Atemwegskrankheiten, Allergien waren weit verbreitet und die Vielfalt, sowie die Qualität der Früchte und Meerestiere nahm rapide ab. Die Abgase der Fabriken wurden durch die Küstenwinde über die trockene Wüste in die umliegenden Städte und Dörfer bis in die Berge getragen. In den feuchtheißen Sommermonaten verbanden sich die Schwefeldioxidabgase mit der hohen Luftfeuchtigkeiten zu »saurem Regen«.

Die von terre des hommes unterstützte asociacion civil labor ist im Kampf gegen die Umweltverschmutzung ein wichtiger Wortführer und unterstützt Initiativen, die sich für die Bewahrung der Natur einsetzen. Die Mitarbeiter sagen, dass sie selber äußerst unbeliebt bei den Bergwerksbetrieben seien. Bei deren öffentlichen Veranstaltungen würden sie nicht nur nicht eingeladen, sondern ausgeladen, wenn sie trotzdem kämen.

Das von terre des hommes unterstützte Projekt richtet sich an die Kinder und Jugendliche der Region: sie sollen bereits in der Schule lernen, was die Bergwerke für sie und die Umwelt bedeuten, aber auch, was ihre Rechte sind, damit sie sich in öffentlichen Gremien wie bei der Erstellung kommunaler »Bürgerhaushalte« für ihre Interessen einsetzen können. Doch der Einfluss des Konzerns ist gross: »Wenn sie erfahren, dass wir in einer Schule einen Workshop gemacht haben, kommen sie in die Schule und drohen ihnen, die Aula nicht zu finanzieren, wenn sie weiter mit labor arbeiten! Die Schulen gehen meistens auf dieses unmoralische Angebot ein, und wir können nicht mehr in die Schule kommen«, berichtet Roxana Estrada, die bei »labor« für die Umwelterziehung zuständig ist.

Dennoch konnte durch internationalen Druck und vor allem den 15 Jahre andauernden Kampf der Bevölkerung in Ilo erreicht werden, dass die Fabrik 2007 modernisiert wurde. Seitdem ist die Luftverschmutzung zurückgegangen. Die Vereinigung Labor und Bauern wie Juan sind dennoch nicht zufrieden. Die in der Landwirtschaft verursachten Schäden seien nicht reparabel, doch seitdem die Fabrik modernisiert wurde, würden den Bauern nun keine Entschädigungen mehr gezahlt. Auch sei die Luftverschmutzung ja nicht das einzige Problem.

Wenn Juan nicht sein Land bestellt, dann kämpft er als Sprecher der »Nationalen Vereinigung der durch die Bergwerkswirtschaft betroffenen Gemeinden Perus« (CONAMCAMI Peru) gegen den Bau einer dritten Mine in der Region. Diese soll im Jahre 2009 oberhalb seines Grundstückes am Asana Fluss eröffnet werden und würde die Lage der Familie Madueño wie der anderen Kleinbauern des Tales verschärfen. Juan ist eigentlich ein ausgeglichener, ruhiger Mensch. Aber wenn er auf die Minen zu sprechen kommt, erkennt man ihn kaum wieder: Voller Eifer zeigt er uns in seinem kleinen schlichten Lehmziegel-Häuschen mit Hilfe von auf DVD gebrannten Bildern von google earth, wo die Mine gebaut warden soll. Und Videos, die er sich ebenfalls bei Labor kopiert hat, erklären die befürchteten Auswirkungen. Am meisten Sorge macht Juan und seiner Familie die Tatsache, dass die neue Mine genau im bisherigen Flussverlauf des Aasana gebaut werden soll. Dort werden riesige Kupfervorkommen vermutet. Um an diese heran zu kommen, soll der Fluss Asana durch einen langen Tunnel umgeleitet werden und erst Kilometer weiter flussabwärts in dem ursprünglichen Flussbett weiterfließen. Außerdem wird die Mine selber Wasser für den Abbauprozess benötigen und dieses dem Fluss entnehmen wollen, so dass sich das natürliche Wasservolumen des Asana verringern wird. Hinzu kommt, dass der schwermetallhaltige Abraum, ebenfalls im bisherigen Flussbett gelagert werden sollen. Bei Regen könnte sich das verseuchte Wasser mit dem restlichen Flusswasser vermischen und ins Tal fließen, wo Juan es als Wasch- und Trinkwasser für seine Familie, sowie zum Bewässern des Landes benötigt.

»Manchmal können wir nachts nicht schlafen!«, sagt Juan voller Bedenken. Als Sprecher von CONAMCAMI hat Juan ganz in der Nähe im Dorf Torata andere Kleinbauern kennengelernt, die bereits direkt durch eine Mine betroffen sind, die nach dem selben Schema arbeitet, wie das geplante Bergwerk am Asana Fluss. Dort hat sich die Wassermenge im Fluss ebenso verringert, wie die Erträge auf den Äckern. Obst und Gemüse haben schlechtere Qualität und die Bauern müssen befürchten, es auf den Märkten gar nicht mehr verkaufen zu können, wenn bekannt wird, dass sie belastet sind.

Dass die Bauern von irgendeiner Seite Schadensersatz erhalten könnten, ist beim derzeitigen Stand der Dinge unwahrscheinlich. Die Firma, die die Mine betreibt, sieht bei sich keine Schuld, da sie »umweltfreundlich« arbeite. Auch vom Staat ist keine Hilfe zu erwarten. Regierungsstellen würden von dem Minenbetreiber durch großzügige Zuwendungen finanzieller Art davon »überzeugt«, dass die Mine »sauber« ist, kritisiert Roxana Estrada. Die lokale Regierung stehe ebenfalls unter diesem Einfluss. Um die Bevölkerung zufrieden zu stellen, werden sichtbare Dinge wie Spielplätze oder Sportanlagen errichtet. Aber dadurch werden sich die Lebensbedingungen für Juan und seine Familie nicht verbessern. Vor allem: Er weiss nicht, wovon er einmal leben soll, wenn er sein Land nicht mehr bestellen kann.

Seine Tochter Kathiza jedenfalls will nicht in der Region bleiben, sie will lieber studieren und als Ingeneurin in der Stadt arbeiten - bei den derzeitigen Zukunftsaussichten fuer das Tal Tumilaca ist das nicht verwunderlich.

Zur DIA SHOW

ILO - MOQUEGUA / PERU - LABOR und die Familie von JUAN

Donnerstag, 24. Januar 2008

wiphala, El Alto, Bolivien

Die wiphala, das ist die Fahne der Indigenen Boliviens, aber auch der ganzen Andenregion. Was sie bedeutet, dazu gibt es 1000 Definitionen. Oft gehoert haben wir, dass sie eine Vereinigung der Vielfalt darstellt. Der vielfaeltigen Kulturen, der Landschaften, der Wissenschaft, der Produktion, des Uebermenschlichen, der Politik und der intellektuellen Entwicklung der Menschen...

In der juengsten Vergangenheit Boliviens ist die wiphala durch die Partei des Praesidenten Evo Morales, die MAS (Movimiento al Sozialismo = Bewegung zum Sozialismus), bekannt geworden, die die wiphala als ihr Symbol verwendet.

Doch auch ein kleines Projekt in El Alto, der Vorstadt von La Paz, nennt sich wiphala. Den Kindern und Jugendlichen des Viertels ist wiphala so ein Begriff: Er steht fuer eine Einrichtung, die arbeitenden Kindern und Jugendlichen (NATs) eine Anlaufstelle bietet, wo sie unter anderem Hilfe bei den Hausaufgaben bekommen koennen oder eine warme Malzeit zu einem symbolischen Preis von einem Boliviano. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf Erlebnispaedagogik und der Anfertigung der dazu benoetigten Materialien wie Schalfsaecken, ein weiterer bei der Unterstuetung der NATs sich zu organisieren.

Wir haben einige der in der wiphala organisierten Kinder und Jugendlichen bereits in Potosi kennengelernt, wo sie gemeinsam mit den Nats der Organisation Pasocap an dem grossen Fest, den Chutillos, teilnahmen. Spaeter trafen wir Vertreter der wiphala in Cochabamba, auf einem Kongress der NATs Boliviens (UNATSBO) wieder, wo uns der Koordinator Marcelo nach El Alto einlud: "Koenntet ihr uns nicht helfen Fahrraeder zu reparieren? Wir wollen im Januar eine Radreise von El Alto nach Potosi mit den NATs unternehmen!" Das hoerte sich doch glatt so an, als warteten sie nur auf uns - und so sagten wir spontan zu.

Im Dezember radelten wir schliesslich in El Alto ein und einen Tag spaeter ging es los: Wir fanden uns zwischen 15 demontierten und halb verrosteten Fahrraedern wieder, die wieder fahrbar gemacht werden wollten.... Die Erklaerung fuer den miserablen Zustand der Raeder war einfach: Im vergangenen Jahr sind die NATs ueber den Salar de Uyuni geradelt, in der Regensaison, so dass das Salz das gesammte Material angegriffen hat. Einige Jugendlichen haben zeitweise mitgeholfen die Raeder zu reparieren, doch die Arbeit war muehsam und zog sich hin, so dass wir die meiste Zeit alleine mit den Raedern im Innenhof der wiphala sassen und schraubten, fetteten und ab und zu Ersatzteile einkaufen gingen. Nach einer Woche waren wenigstens neun der Raeder wieder fahrbar!

Die NATs der wiphala waren in dieser Zeit sehr beschaeftigt damit, sich dafuer einzusetzen, dass in der neuen Verfassung Boliviens ein Artikel eingebracht wird, der ausbeuterische Arbeit von Kindern verbiete. Sie trafen sich mit Politikern, wie dem Aussenminster von Bolivien David Choquehuanca oder die Vorsitzenden der Verfassungsgebenden Versammlung Sylvia Lazarte, die ihre Bemuehungen durchaus ernst nahm! Sie ist selber Indigena und weiss, dass es in der bolivianischen Kultur tief verankert ist, dass Kinder arbeiten, aber ausgebeutet werden sollen sie dabei nicht. Sie koenne sich selber nicht erklaeren, warum Kinderarbeit in der vorlaeufigen Variante der Verfassung verboten werde, aeusserte sie gegenueber der Delegation der NATs. Und siehe da, die Bemuehungen sollten belohnt werden: Im Dezember wurde die neue Verfassung Boliviens verabschiedet, in der das Anliegen der NATs beruecksichtigt wurde. Ausbeuterische Arbeit von Kindern wird verboten! Mit dem Ziel, genau dieses in der Verfassung zu verankern, wurde wiphala von terre des hommes unterstuetzt. wiphala ist kein permanenter Projektpartner von terre des hommes.

Zu unserer grossen Freude fand in dem Zeitraum unseres Besuches ein wichtiges landesweites Treffen der UNATSBO in La Paz, in den Raeumlichkeiten der wiphala, statt, an dem auch unsere Freunde aus Potosi teilnahmen. Die Wiedersehensfreude war gross - doch eigentlich waren wir bei dem Treffen fehl am Platze, da wir nicht zu den NATs zaehlen und somit nur als Zuhoerer bleiben durften - manche Themen waren allerdings so speziell, dass sie lieber hinter verschlossenen Tueren besprochen werden sollten. Wir konnten das gut akzeptieren und uns wurde dadurch noch einmal deutlich, wie ernst die NATs ihre Aufgabe nehmen.

Wiphala - Offene Tuer fuer Arbeitende Kinder und Jugendliche in El Alto/Bolivien

Mittwoch, 23. Januar 2008

Fundacion La Paz, Bolivien

Die Fundacion La Paz ist langjaehriger Projektpartner von terre des hommes und in La Paz eine der aeltesten Organisationen, die sich fuer Kinder und die Umsetzung ihrer Rechte einsetzt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit arbeitenden Kindern und denen, die in den Strassen von La Paz leben. Unser erster Kontakt fand in einem fuer uns neuen Kontext statt. Die Kindernachrichtensendung neuneinhalb der ard hat anlaesslich des Tags der Kinderrechte eine Sendung ueber Strassenkinder ausgestrahlt und wir wurden gefragt, ob wir in einem Frage-und-Antwort-Angebot fuer deutsche Kinder und Jugendliche mitarbeiten wuerden. Die Zuschauer sollten die Moeglilchkeit bekommen, Strassenkindern "im Sueden" Fragen zu stelle, die wir den Strassenkindern, die zur Fundacion La Paz kommen, stellen wuerden und ihre Antworten verbunden mit einigen Fotos, sollten anschliessend im Internet veroeffentlicht werden.

Gesagt, getan: So kamen wir erstmal voelligst ahnungslos, wie die Fundacion im Program Sarantañani arbeitet, dort an und lernten waehrend des Fragenstellens, dass dieses Programm den deutschen sozialpaedagogischen Angeboten fuer Strassenkinder in nichts nachsteht!

Die Kinder und Jugendlichen von Sarantañani fanden es sehr spannend, dass es in Deutschland Gleichaltrige gibt, die sich Gedanken darueber machen, wie es ihnen in Bolivien geht. So hat es ihnen auch Spass gemacht all die Fragen zu beantworten. Nur ueber eine Stunde lang still sitzen zu bleiben, war fuer manche eine kleine Herausforderung. Die Antworten der Srassenkinder aus Bolivien findet ihr hier.

Das Programm ist in vier Etappen unterteilt. Die erste Etappe ist ein sehr niedrigschwelliges Angebot fuer die Kinder und Jugendlichen, die noch die meiste Zeit auf der Strasse verbringen. Sie erhalten die Moeglichkeit in einem Bett zu schlafen und mittags warmes Essen zu bekommen, wenn sie sich an einige Regeln des Programmes halten, zu denen unter anderem der Verzicht auf Gewalt und Mitarbeit bei der Reinigung des Gelaendes gehoeren. Das Einhalten dieser schlichten Regeln faellt vielen Strassenkindern schwer, da sie auf der Strasse lebend alle erdenklichen Freiheiten haben und keiner ihnen irgendwelche Regeln vorgibt. Dort herrschen die Regeln der Strasse, die viele der Jugendlichen schon seit vielen Jahren kennen und mit denen sie sich arrangiert haben. Fuer diejenigen, die erst seit kurzer Zeit auf der Strasse leben, ist es wesentlich schwerer diese Regeln der Strasse zu akzeptieren und viele bewegen sich dort sehr unsicher und voller Angst. Ihnen faellt es wesentlich leichter, die Regeln von Sarantañani zu akzeptieren, wo sie mit viel Respekt und Zuneigung empfangen werden.

Wem es gelingt, die niedrigschwelligen Regeln einzuhalten und wer jede Nacht im Programm verbringt, der steigt auf in die zweite Etappe. In dieser erhaelt er ein eigenes Bett in einem Zimmer, das er sich mit bis zu drei anderen teilt. Fuer sie gibt es dann schon weitere Regeln und ausserdem wird versucht mit ihnen Zukunftsperspektiven zu erarbeiten. Dazu gehoert, dass eine Arbeit mit regelmaessigem Einkommen gesucht wird, dass sie wieder in die Schule gehen, dass sie ueberlegen was ihre Lebensziele sind und, dass sie auf einem Sparbuch bei Saranañani Geld sparen. Denn wenn sie in die dritte Etappe kommen, dann muessen sie schon einen kleinen symbolischen Beitrag zur Miete beitragen.

In der dritten Etappe wohnen sie dann in einem eigenen Zimmer, das sie selber gestalten koennen. Dieses befindet sich noch auf dem Gelaende des Programmes und sie werden staendig durch Sozialarbeiter oder Erzieher begleitet, die sie auf ein selbstaendiges Leben vorbereiten. In der vierten Etappe wohnen sie schliesslich in einer Wohnung, die sie selber anmieten und bezahlen. In dieser Etappe werden sie durch einenen Sozialarbeiter von Sarantañani begleitetr und ihr Leben hat sich soweit gefestigt, dass sie beinahe selbstaendig in der bolivianischen Gesellschaft leben koennen und integriert sind. Wenn sie diese Etappe erreichen, unterscheiden sie sich kaum mehr von gleichaltrigen Jugendlichen, doch bis es soweit ist koennen bis zu sieben Jahre bei Sarantañani vergangen sein.

Besonders gewundert hat uns zu hoeren, das die Kinder, die noch auf der Strasse leben, "in den Baeumen "schlafen! Das musste uns erst noch genauer erklaert werden: inmitten der Baumkrone schneiden sie sich einige Aeste raus und legen das entstandenen Loch mit Pappe aus. Der Grund dafuer ist, dass sie in den Baumkronen sicherer sind. Und die groesste Bedrohung ist die POlizei! WEnn sie an einem gut sichtbaren Platz lieben kommt es nicht selten vor, dass sie Polizei vorbei kommt und ihr Geld einfordert - haben si ezu dem Zeitpunkt kein Geld verlangen sie, dass in der naechsten Stnde Geld besorgt wird, das sie dann abgeben sollen. In den Baumkronen werden die Strassenkinder nicht so schnell gesehen, so dass sie dort sicherer sind. Doch die Baeume, die frueher als Schlafplatz dienten, sind nun abgeschnitten worden, damit sie nichtmehr dort schlafen koennen, so berichtet uns Franklin.

Bilder zu Sarantañani und den Fragerunden fuer neueneinhalb:

Fundacion La Paz, Projekt Sarantañani, La Paz Bolivien


Das terre des hommes Projekt mit der Fundacion La Paz ist TUKUYNINCHIS, das ist quechua und bedeutet "Alle Miteinander". In Diesem Projekt werden langfristige Einkommensquellen fuer die Jugendlichen geschaffen. Unter anderem gibt es ein Recycling- Projekt fuer Plastikflaschen, ein Cafe, das die Jugendliche selber bewirtschaften und Fuehrungen, die die Jugendlichen z.B. auf dem Friedhof anbieten. Wir haben diese Fuehrung an Allerheiligen besucht. Todo Santos, wie es in spanisch heisst, ist ein lautes 2 taegiges Fest und nicht wie bei uns ein stiller Gedenktag. Am ersten Tag werden auf den Friedhoefen die Graeber geputzt und geschmueckt, es wird gebetet, getanzt und gesungen. Im weiteren Verlauf des Tages werden die Seelen der Verstorbenen in den Haeusern und Wohnungen erwartet, es werden ihrer Lieblingsessen gekocht und/ oder die favorisierte Biermarke gekauft. Am 2. Tag werden die Seelen wieder zurueck zum Friedof gebracht. Es wird nocheinmal zusammengesessen, gesungen und gegesseen. Aus unserem Besuch haben wir einen kleine vertonte Dia Show gemacht, die ihr hier anguecken koennt:



Anlaesslich der deutschen terre des hommes Aktion "Strassenkind fuer einen Tag" wollten wir bei Saranañani ein Fotoprojekt durchfuehren: "Der Tag eines Strassenkindes" sollte das Thema sein. Hierzu besorgten wir fuenf Wegwerfkameras, die jeweils einem Jugendlichen einer Etappe fuer 24 Stunden zur Verfuegung stehen sollte. Doch erstmal bereiteten wir die fuenf Jungs in einem workshop auf ihre Aufgabe vor, denn keiner von ihnen war zuvor im Besitz einer Kamera und ein Foto wird in Bolivien oft so interpretiert, dass der Mensch das Zentrum des Bildes ist, das er mit ernster Miene ausfuellt. So sollten die Bilder unserer fuenf nicht werden!

Nach grosszuegigen 24 Stunden sammelten wir die Kameras ein, liessen die Abzuege machen und trafen uns anschliessend zum zweiten workshop. In diesem sollte jeder ein Plakat gestalten, indem er die besten Bilder selber auswaehlt und untertitelt. Fuer uns waren die Bilder erstmal aussagelos: Eine Haeuserzeile, davor parkende Autos und einige wenige Menschen... Eine ueberfuellte Strasse... Eine Wiese mit uns unbekannten Menschen drauf....

Doch der zweite workshop war ein voller Erfolg: Die Jungs nahmen sich viel Zeit und gestalteten jeder liebevoll ein Plakat. Jedes Foto wurde untertitelt, und ploetzlich erzaehlten sie eine Geschichte: Die Geschichte ihres Lebens! Aus dem "Tag eines Strassenkindes" war "Mein Leben als Strassenkind" geworden!!!

Als wir uns bei den Jungs bedankten, sagte Diego, dem es erstmal sehr schwer fiel sich auf alles einzulassen: "Nein, nicht ihr muesst danke sagen, ich muss mich bedanken!" Die fertigen Plakate wurden schliesslich im Gemeinschaftsraum von Saranañani ausgestellt, wo alle anderen sie bestaunten und die Geschichten lasen...

Im Folgenden wird der Fotoworkshop bebildert dokumentiert:

Erster und Zweiter Workshop
Fotoworkshop "Mein Tag"


Die Ergebnisse der Jugendlichen

Diego


Edgar


Favian


Gonzalo


Bladimir