Freitag, 6. Juni 2008

urpichallay, Ancash, Peru

"Meine kleine Taube" bedeutet die Uebersetzung des Namens der langjahrigen Partnerorganisation terre des hommes' Urpichallay. Sie hat ihren Sitz in einem kleinen Dorf namens Marcara, am Fusse der gigantischen Berge der Cordillera Blanca. Dieser weisse Gebirgszug hat seinen Namen durch die zahlreichen Gletscher erhalten, die die Gipfel kroenen und das groesste Suesswasserreservoir Perus bilden.

Wir trafen puenklich zur Umwelt-Aktionswoche ein. Und so standen wir mit unseren noch bepackten Raedern auf dem zentralen Platz von Jangas und bekamen vorgefuehrt, was die Bildungsarbeit des letzten Monats in den Schulen der Region gebracht hat: Die Schueler praesentierten mit selber gestalteten Plakaten, was Wasser fuer sie bedeutet, nachdem sie klassenweise mit Taenzen auf dem Platz eintrafen. Da die Gletscher der Cordillera sehr stark zurueckgehen, ist den Schuelern hier taeglich vor Augen, was der Klimawandel bewirkt und sie verstehen schnell, dass das Wasser die Grundlage ihres Lebens ist.

"Wir leben nicht von Kupfer, Gold oder Silber, sondern vom Wasser - ohne Wasser gibt es kein Leben!" Marcella, 5. Klasse

Am folgenden Tag hatten wir die Moeglichkeit am "camino del agua" teilzunehmen. Verschiedene Nichtregierungsorganisationen und Bauern der Region sind gemeinsam mit internationalen Besuchern einen Flussverlauf abgelaufen und haben sich vor Augen gefuehrt, was der Klimawandel in den vergangenen Jahren bewirkt hat. Doch nicht nur der Klimawandel ist omnipraesent. Die Anden sind ein sehr reiches Gebirge, das in seinem Inneren wertvolle Mineralien und Metalle lagert. Grosse Konzerne haben an verschiedenen Stellen grosse Minen errichtet, die nicht immer die sichersten Naturschutzmethoden anwenden. So ist das Wasser der lebenswichtigen Fluesse oft verschmutzt. Hinzu kommt, dass die Minen sehr viel Wasser verbrauchen, um die gewuenschten Stoffe zu gewinnen. Dieses Wasser fehlt der Bevoelkerung. Besonders beeindruckend beim "camino del agua" war die vorliegende Rechnung, dass der bestehende Gletscher, der die einzige Suesswasserquelle der Gemeinde Huallanca ist, nur noch 15 - 30 Jahre bestehen wird. Wovon danach gelebt werden soll, weiss heute noch niemand. Genau neben diesem Gletscher finden derzeit Bohrungen der Minenwirtschaft statt.

Das Schoene an diesem "camino del agua" war, dass verschiedenste Menschen zusammen trafen, um den Wert des Wassers und seine Bedeutung besser zu verstehen. Der Brasilianische Teilnehmer Felipe sagte anschliessend "Fuer uns war es sehr beeindruckend, die hohen Berge und die Gletscher zu sehen und zu erfahren, wie sie sichtbar immer weiter zurueck gehen. In Brasilien sehen wir diese nicht und so ist es dort wesentlich schwieriger die Notwendigkeit den Wasserschutzes zu bewerben."

Am folgenden Tag trafen sich Delegierte der Teilnehmer unseres "caminos del agua" mit Teilnehmern eines anderen caminos, der im unteren Flussabschnitt stattfand, um ihre Erfahrungen auszutauschen. So wurde allen nochmal bewusst, "es ist EIN Fluss, von dem wir ALLE leben." In Peru leben 70% der Bevoelkerung an der Pazifikkueste. Doch das meiste Wasser fliesst in das Amazonasbecken. So sollte eigentlich fuer fast alle Peruaner das Wasser, besonders das saubere Wasser, ein grosses Thema sein, doch das oeffentliche Bewusstsein spiegelt dieses nicht wieder. Aus diesem Grund wurde bei dem gemeinsamen Treffen auch beschlossen, dass dieses Thema vermehrt in beiden Zonen bearbeitet werden soll, damit der "camino del agua" im folgenden Jahr mit mehr Teilnehmern eine groessere oeffentliche Wirkung erzielen kann. Wir koennen ihnen nur viel Glueck und Erfolg dabei wuenschen...

Als Abschluss der Umweltwoche und zur Feier des Umwelttages fand am 5. Juni dann der oeffentliche Teil statt, mit einem Seminar im grossen Stil, in dem Fakten der Wissenschaftswelt und die Ergebnisse der caminos der breiten Oeffentlichkeit praesentiert wurden.

Wir nutzten die Gelegenheit all diesen Aktvitaeten beizuwohnen, und erfuhren so viel ueber die Bedeutung des Wassers. Interessant war auch zu sehen, wie die Andenbewohner von dem lebendigen Wasser sprachen, das geschuetzt werden muss und fuer das Rituale durchgefuehrt werden. Die Kuestenbewohner wollen das Wasser auch schuetzen, da es die Grundlage ihres Lebens ist, doch schon ihr Slogan zeigt, dass der Zugang zu Wasser dort ein anderer ist: H2OY! (Wasser heute!)

So hatten wir wenige Moeglichkeiten mit Jugendlichen zusammen zu sein, die Zielgruppe des terre des hommes- gefoerderten Projektes von urpichallay sind. Doch in letzter Sekunde waren wir dabei, als das neu anlaufende Projekt praesentiert wurde: Es ist ein umfangreiches Projekt, dass Kinder, Jugendliche, aber auch die ganze Gemeinde, sowie die Schule anspricht und die Wiederbelebung fast vergessener andiner Kultur anstrebt, sowie die Rueckkehr zur traditionellen Landwirtschaft: biologischer Anbau der nativen Sorten. Das Ziel ist es, die Ernaehrung langfristig zu sichern. Auch bei diesem Projekt ist der verantwortungsbewusste Umgang mit Wasser ein wichtiges Element. Dieses Projekt laeuft nun an, waehrend wir schon wieder weiter gereist sind...

PERU: Urpicallay, Marcara- Huaraz, Peru
06.2008)