Doch die Kinder sollen es besser haben - darum gehen sie in die Schule und arbeiten hart daran, einen Abschluss zu erhalten. An dieser Stelle setzt das Projekt von LIDER an: In den Schulen der Randbezirke werden workshops fuer die Jugendlichen angeboten, in denen sie zu guten, kritischen "Anfuehrern" (span. = lider) ausgebildet werden, mit dem Ziel, dass sie Verantwortung in ihren Vierteln uebernehmen oder sich in anderen Organisationen der Zivilgesellschaft engagieren koennen.
Der Grund dafuer, dass Jugendliche die Zielgruppe sind, ist, dass 49,2% der bolivianischen Bevoelkerung unter 19 Jahren alt sind, wenn man die jungen Erwachsenen von 20 bis 24 Jahren dazunimmt, sind es knapp 59%! Demnach sind die Jugendlichen nicht Boliviens Zukunft, sondern dessen Gegenwart! Doch diese grosse Bevoelkerungsgruppe ist nach wie vor diejenige, die am wenigsten politische Macht hat. Und nur ein verschwindend geringer Anteil der Jugendlichen nimmt an sozialen oder politischen Gremien teil.
In einem workshop, an dem wir teilnahmen, wurde gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeitet, warum es so wenig Partizipation von Jugendlichen in den Nachbarschaftszentren gibt: Die Jugendlichen haben einerseits Angst, sie koennen sich nicht aeussern, andererseits fuehlen sie sich von den Erwachsenen nicht ernst genommen. Andere haben kein Interesse oder einfach keine Informationen ueber ihre Rechte und Moeglichkeiten.
LIDER arbeitet mit ueber 100 Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 13 bis 25 Jahren in den Rangebieten Sucres. Sie lernen in verschiedenen Modulen die Geschichte Boliviens, wie Demokratie funktioniert, die aktuelle politische Situation und ihre Rechte von einer kritischen Seite aus kennen. Diese Module sind partizipativ aufgebaut, mit dem Ziel, dass die TeilnehmerInnen selber den Ablauf aktiv mitgestallten koennen und durch die Parxis lernen, sowie Vorbehalte abbauen. Hierzu ist anzumerken, dass der Unterrichtsstil in Bolivien meist frontal ist und es den Schuelern oft schwer faellt, sich frei zu aeussern und ihre Gedanken auszudruecken. (Manche trauen sich noch nicht einmal sich vorzustellen.) Durch diese neue Form des Lernens werden viele dieser Hemmungen abgebaut.
Besonders hervorzuheben ist, dass das Thema wirklich Anklang findet. So haben sich aeltere Geschwister von workshop Teilnehmern an LIDER gewandt mit der Bitte, ebenfalls an diesen workshops teilnehmen zu koennen und daraufhin eine eigene Gruppe gegruendet.
Wie wir selber miterleben konnten, nehmen die Schueler mit grosser Freude an den workshops teil. So wurde die Frage, ob sie mit uns zu einem extra Termin in ihrer Freizeit einen workshop zum Thema "Vielfalt" machen moechten, in allen Klassen einstimmig mit ¡¡Siii!! (= Jaaaa!!!) beantwortet. (Soviel Zustimmung haetten wir nicht erwartet!)
In den workshops haben wir unsere Methoden etwas auf die speziellen Besonderheiten jeder einzelnen Gruppe abgestimmt. Ziel war es jeweils zu erarbeiten, was Vielfalt ist, die Zusammenhaenge zwischen der bolivianischen Vielfalt und dem Weltmakt darzustellen, und Loesungen zu erarbeiten, was getan werden kann, um die vorhandene Vielfalt zu erhalten. Besonders gut geeignet war der Film "Liebevolle Lehrer" (Vorstellung von PRATEC, Peru), um ein Beispiel zu zeigen, wie die Vielfalt in den Anden Perus erhalten wird.
In vier verschiedenen Gruppen haben wir unseren workshop angeboten. Die Ergebnisse waren so vielfaeltig wie das Thema selbst. Mal lagen die Schwerpunkt mehr in der Biodiversitaet, eine andere Gruppe diskutierte sehr kontrovers ueber die kulturellen Anspekte der Vielfalt im besondern fuer Bolivien.
Etwas, das die Teilnehmer in ihrer Sprache Quetchua gerne nach Deutschland weitergeben moechten:
¡Ukhu sunquymanta jatun napayku apakunaykichis tiyan!
(dtsch = Von ganzem Herzen senden wir liebe Gruesse an alle!)
¡Ancha munakuyku kay pachata!
(dtsch = Wir moegen diese Welt sehr!)
¡Nuquayku munayku kay tukay yachaykunasta wawaquaychakunata tukuy mundu jallp’api!
(dtsch = Wir mochten, dass alle Kuturen auf der ganzen Welt erhalten bleiben!)
Und in spanisch:
¡La diversidad no sea motivo de conflictos, sí no para unir nos mas!
(dtsch = Die Vielfalt sollte kein Grund fuer Konflikte sein, sondern dafuer, uns mehr zu vereinigen!!)!
Fotos zu diesem Projektbesuch in einer Diashow
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