Freitag, 9. Mai 2008

ABA, Ayacucho, Peru

Die Asociación Bartolomé Aripaylla (=ABA) in Ayacucho ist seit 1991 Projektpartner von terre des hommes. Von Anfang an lag der Schwerpunkt in der Staerkung der lokalen Kultur der laendlichen Bezirke Chuschi, Tuco und Sarhua. Doch das Buero liegt in der Provinzhauptstadt von Huamanga, in Ayacucho - einfach aus dem Grund, dass es in den hohen Anden, nicht die notwendige Logistik gibt.

Das derzeitig von tdh unterstuetzte Projekt hat zum Ziel, dass Jugendliche der Region sich organisieren und sich gemeinsam fuer die Nahrungssicherung einsetzen. Aber auch, gemeinsam vergessene Traditionen wieder zu beleben.

So haben die Jugendlichen sich in aynis (= einer hilft dem anderen) zusammengeschlossen und gemeinsam mit ABA Lagunen angelegt. In diesen wird das Regenwasser aufgefangen und gesammelt. So haben die Familien, die ihre Alpakas in der Hoehe weiden lassen, das ganze Jahr ueber Wasser und das Gras waechst besser. Aber nicht nur die domestizierten Tiere profitieren davon, sondern auch die wilden Tiere. Und da diese Teil der Natur sind ist es auch gut so, dass alle was davon haben - so die Kosmovision. Aber damit nicht genug: Unterhalb der Lagunen haben sich neue pukios, neue Quellen, gebildet, die nun als kleine Baeche ins Tal fliessen. Diese pukios werden von den Jugendlichen auch besonders geschuetzt, da das Wasser Grundlage des Lebens ist und niemals aufhoeren darf zu existieren.

Ausserdem haben die Jugendlichen gemeinsam wieder angefangen saywas zu errichten. Das sind Steinsaeulen oder - tuerme, die auf den apus errichtet werden, auf den heiligen Bergen. "Frueher hatten alle Berge hier saywas, aber in der Zeit des Krieges wurden sie vom Militaer zerstoert, da sie aus der Ferne mit Menschen, mit Terroristen, verwechselt wurden." erzaehlt Magdalena Machaca, Leiterin des Jugendprogramms bei ABA. Heute sind die meisten Berge wieder kahl. Das besondere ist, dass sie stets von Jugendlichen errichetet werden, um sich an einen schoenen Tag zu erinnern, oder von jungen Liebespaaren, um die Liebe zu besiegeln. "Sie schmuecken die Berge" sagt die 23-jaehrige Marlene, als sie uns stolz die von ABA errichteten saywas in der Ferne zeigt. Und die Berge sind heilig, darum haben sie das Recht moeglichst schoen auszusehen.

Derzeit kaempfen die Jugendlichen gemeinsam mit den Erwachsenen gegen das Projekt eines Bergwerks, dass inmitten ihres Gebiets eine Mineralien-, Gold- und Kupfermine eroeffnen will. Der Berg ist reich an Rohstoffen und soll sie nun hergeben. Doch wenn es wirklich dazu kommen wuerde, waere die ueber die Jahrhunderte geschaffene und in den letzten Jahrzehnten wiederbelebte Vielfalt in grosser Gefahr. Die Natur auf ueber 3000 Metern Hoehe ist nicht so wiederstandsfaehig und mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in der Lage sich der extremen Verschmutzung gegenueber durchzusetzen. Wie speziell die einzelnen kultivierten Kartoffeln z.B. sind, konnten wir daran sehen, dass es in verschiedenen Gemeinden auch verschiedene Kartoffelsorten gibt, die teilweise nur dort existieren!

Wir hatten die Moeglichkeit bei dem Fest der Kreuze "Santa Cruz" dabei zu sein. An diesem Tag schlossen sich die traditionellen Autoritaeten, mit den Jugendlichen zusammen und haben in einer grossen Prozession die Kreuze von den apus geholt. Diese Kreuze haben seit der Aussaat ueber die Aecker gewacht und diese beschuetzt - vor Frost, Hagel,... An diesem Tag wurden sie geschmueckt und in die Kirche gebracht, wo sie nun bis zur naechsten Aussaat ausruhen und neue Kraft tanken duerfen. Was uns sehr fasziniert hat, war die Rolle von Kinderautoritaeten hierbei: Kinder muessen waehrend der gesamten Prozession vorne laufen, sie muessen den besten Weg fuer das Kreuz finden und ihn glaetten, nur so kann das Kreuz gut unten ankommen.

Dass das Kreuz in der Kirche ruht, hat seinen Ursprung lange vor der Missionierung. An den Stellen, die den Indigenas heilig waren, hatten sie kleine Kapellen errichtet. Als die Missionaere kamen, haben sie an genau diesen Stellen Kirchen gebaut. Nun werden diese fuer die traditionellen Braeuche verwendet. Auch die Form des Kreuzes hat seinen Ursprung in der vorchristlichen Zeit: das Andenkreuz besteht aus zwei gleich langen Balken - heute wird jedoch das christliche Kreuz mit dem andinen Brauch verwendet.

Bei unserem Besuch haben wir ausserdem verschiedene Jugendgruppen getroffen und uns mit ihnen ueber Vielfalt in Peru und in Deutschland unterhalten und ueberlegt, wie wir diese erhalten koennen - denn das sollte die zentrale Frage eines Chats werden, der im Rahmen des Kindergipfls in Deutschland zwischen deutschen und peruanischen Jugendlichen durchgefuehrt wurde. Hierlang kommt ihr zu unserem seperaten Eintrag ueber den Chat.


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