Donnerstag, 24. Januar 2008

wiphala, El Alto, Bolivien

Die wiphala, das ist die Fahne der Indigenen Boliviens, aber auch der ganzen Andenregion. Was sie bedeutet, dazu gibt es 1000 Definitionen. Oft gehoert haben wir, dass sie eine Vereinigung der Vielfalt darstellt. Der vielfaeltigen Kulturen, der Landschaften, der Wissenschaft, der Produktion, des Uebermenschlichen, der Politik und der intellektuellen Entwicklung der Menschen...

In der juengsten Vergangenheit Boliviens ist die wiphala durch die Partei des Praesidenten Evo Morales, die MAS (Movimiento al Sozialismo = Bewegung zum Sozialismus), bekannt geworden, die die wiphala als ihr Symbol verwendet.

Doch auch ein kleines Projekt in El Alto, der Vorstadt von La Paz, nennt sich wiphala. Den Kindern und Jugendlichen des Viertels ist wiphala so ein Begriff: Er steht fuer eine Einrichtung, die arbeitenden Kindern und Jugendlichen (NATs) eine Anlaufstelle bietet, wo sie unter anderem Hilfe bei den Hausaufgaben bekommen koennen oder eine warme Malzeit zu einem symbolischen Preis von einem Boliviano. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf Erlebnispaedagogik und der Anfertigung der dazu benoetigten Materialien wie Schalfsaecken, ein weiterer bei der Unterstuetung der NATs sich zu organisieren.

Wir haben einige der in der wiphala organisierten Kinder und Jugendlichen bereits in Potosi kennengelernt, wo sie gemeinsam mit den Nats der Organisation Pasocap an dem grossen Fest, den Chutillos, teilnahmen. Spaeter trafen wir Vertreter der wiphala in Cochabamba, auf einem Kongress der NATs Boliviens (UNATSBO) wieder, wo uns der Koordinator Marcelo nach El Alto einlud: "Koenntet ihr uns nicht helfen Fahrraeder zu reparieren? Wir wollen im Januar eine Radreise von El Alto nach Potosi mit den NATs unternehmen!" Das hoerte sich doch glatt so an, als warteten sie nur auf uns - und so sagten wir spontan zu.

Im Dezember radelten wir schliesslich in El Alto ein und einen Tag spaeter ging es los: Wir fanden uns zwischen 15 demontierten und halb verrosteten Fahrraedern wieder, die wieder fahrbar gemacht werden wollten.... Die Erklaerung fuer den miserablen Zustand der Raeder war einfach: Im vergangenen Jahr sind die NATs ueber den Salar de Uyuni geradelt, in der Regensaison, so dass das Salz das gesammte Material angegriffen hat. Einige Jugendlichen haben zeitweise mitgeholfen die Raeder zu reparieren, doch die Arbeit war muehsam und zog sich hin, so dass wir die meiste Zeit alleine mit den Raedern im Innenhof der wiphala sassen und schraubten, fetteten und ab und zu Ersatzteile einkaufen gingen. Nach einer Woche waren wenigstens neun der Raeder wieder fahrbar!

Die NATs der wiphala waren in dieser Zeit sehr beschaeftigt damit, sich dafuer einzusetzen, dass in der neuen Verfassung Boliviens ein Artikel eingebracht wird, der ausbeuterische Arbeit von Kindern verbiete. Sie trafen sich mit Politikern, wie dem Aussenminster von Bolivien David Choquehuanca oder die Vorsitzenden der Verfassungsgebenden Versammlung Sylvia Lazarte, die ihre Bemuehungen durchaus ernst nahm! Sie ist selber Indigena und weiss, dass es in der bolivianischen Kultur tief verankert ist, dass Kinder arbeiten, aber ausgebeutet werden sollen sie dabei nicht. Sie koenne sich selber nicht erklaeren, warum Kinderarbeit in der vorlaeufigen Variante der Verfassung verboten werde, aeusserte sie gegenueber der Delegation der NATs. Und siehe da, die Bemuehungen sollten belohnt werden: Im Dezember wurde die neue Verfassung Boliviens verabschiedet, in der das Anliegen der NATs beruecksichtigt wurde. Ausbeuterische Arbeit von Kindern wird verboten! Mit dem Ziel, genau dieses in der Verfassung zu verankern, wurde wiphala von terre des hommes unterstuetzt. wiphala ist kein permanenter Projektpartner von terre des hommes.

Zu unserer grossen Freude fand in dem Zeitraum unseres Besuches ein wichtiges landesweites Treffen der UNATSBO in La Paz, in den Raeumlichkeiten der wiphala, statt, an dem auch unsere Freunde aus Potosi teilnahmen. Die Wiedersehensfreude war gross - doch eigentlich waren wir bei dem Treffen fehl am Platze, da wir nicht zu den NATs zaehlen und somit nur als Zuhoerer bleiben durften - manche Themen waren allerdings so speziell, dass sie lieber hinter verschlossenen Tueren besprochen werden sollten. Wir konnten das gut akzeptieren und uns wurde dadurch noch einmal deutlich, wie ernst die NATs ihre Aufgabe nehmen.

Wiphala - Offene Tuer fuer Arbeitende Kinder und Jugendliche in El Alto/Bolivien

Keine Kommentare: