Mittwoch, 8. Oktober 2008

casa de juventud, Popayan, Kolumbien

Das casa de juventud in Popayan, "Haus der Jugendlichen", ist der juengste Projektpartner terre des hommes' in Kolumbien und der juengste Projektpartner, den wir bisher kennengelernt haben. Jung ist in diesem Fall sowohl das Projekt selber, es existiert erst seit drei Jahre, als auch die Zusammenarbeit mit tdh, seit einem Jahr. Aber auch das Team der dort Arbeitenden setzt sich aus jungen Menschen zusammen. Es sind junge Erwachsene, mit der Vision, dass die Kinder und Jugendlichen, auch wenn sie in einem armen Viertel aufwachsen muessen, eine gute Zukunft in Kolumbien haben koennen.

Das casa de juventud steht in dem durch Armut gekennzeichneten Viertel "comuna 7". Hier sind vor etwa zehn Jahren die ersten Zuwanderer nach einem Erdbeben angesiedelt worden und seit dem waechst das Viertel permanent. Viele verlassen ihr Land, da sie dort durch die Guerilla oder Paramilitaers Familienangehoerige verloren haben, oder selber mit dem Tod bedroht wurden. Auf der Flucht vor dem bewaffneten Konflikt siedeln sie sich in der naechst grossen Stadt an, in Popayan. Hier bauen sie sich eine einfache Bleibe in einem der Viertel des Stadtrandes. Ihre Hoffnung ist, dass sie sich dort eine Existens aufbauen und in Sicherheit leben koennen. Einige schaffen dieses auch und erweitern ihre Huette in ein Haus. Andere haben dazu nicht die finanziellen Mittel und sind damit beschaeftigt, ihre Familie zu ernaehren und ihre Huette instand zu halten. Vorallem viele alleinerziehende Muetter sind in der zweiten Sitiuation. Alleinerziehend sind die Frauen aus unterschiedlichen Gruenden, doch oft mussten wir hoeren, dass der Mann getoetet wurde.


Aber selbst hier zeigt sich der seit fast 50 Jahren andauernde Konflikt. So kam es in den letzten Jahren immer wieder zu "sozialen Saeuberungen". Tatsaechliche und potenzielle Drogendealer, Kleinkriminelle oder Menschen die dafuer gehalten wurden, wurden einfach liquidiert. "Wer macht sowas oder gibt es in Auftrag?" fragt man sich! Es sind maskierte Todesswadrone und Paramilitaers die von Geschaeftsleuten und wohlhabenden Bewohnern aus dem Viertel beauftragt werden. Auch der Polizei sagt man immer wieder aktive und indirekte Kontakte zu solchen Aktionen nach. Konsequenzen gibt es selten ... In vielen Teilen der Bevoelkerung ist diese Form von Selbstjustiz anerkannt.

Das casa de juventud arbeitet in drei Achsen: An sechs Tagen der Woche oeffnet es die Tueren fuer einen offenen Treff, zu dem alle Kinder und Jugendliche des Viertels kommen koennen. Jeden Tag wechselt das Aktionsangebot. Die zweite Achse ist die Arbeit mit den Familien im Viertel. Hierzu werden Hausbesuche unternommen, aber auch workshops organisiert. Die dritte Achse ist die Netzwerkarbeit. Es werden Verbindungen zu anderen Organisationen und Institutionen aufgebaut, um gemeinsam mehr erreichen zu koennen. Es sind sechs Mitarbeiter, die sich abwechseln und mit unglaublich viel Engagement neben Studium oder Hauptberuf (bei geringer Bezahlung) den offenen Treff ermoeglichen.

Das Ziel ist es, eine Rekrutierung der Jugendlichen vorzubeugen, zur psychischen Stabilisierung der Kinder und Jugendlichen beizutragen und innerfamiliaere Gewalt und Vernachlaessigung zu bekaempfen. Durch verschiedene Kunstformen (Tanz, Musik, Clownerie,...) erlernen die Kinder und Jugendlichen neue Formen sich auszudruecken und eigene Ziele zu verfolgen. Zum Beispiel hat sich vor einiger Zeit eine "Reggaeton"-Gruppe - "primero impacto" (erste Auswirkung) gegruendet, die bereits einige Lieder einstudiert hat und derzeit dabei ist, Videos auf zu nehmen. Die Themen ihrer Lieder drehen sich ueberwiegend um Liebe und Leidenschaft, wobei auch Sozialkritisches mehr und mehr einen Weg in die Liedzeilen findet.


Wir waren etwa eine Woche in Popayan und haben mit den Jugendlichen verschiedene Aktivitaeten durchgefuehrt. Am ersten Tag haben wir einen Rundgang durch die comuna gemacht. Hierbei waren die Kinder und Jugendlichen unserer "Touristen-Fuehrer" und zeigten uns stolz ihre einfachen Haeuser. Fuer uns war es eher erschreckend zu sehen, wie hier gelebt wird.

An einem Tag haben wir eine gemeinsame Radtour unternommen: Nur einige Kilometer mussten wir aus der Stadt fahren und fanden uns in der unberuehrten Natur wieder: Ein Fluss, der sich zu einem natuerlichen Schwimmbecken oeffnet. Die Kinder und Jugendlichen sprangen alle mit grosser Freude ins erfrischende Nass. Anschliessend zeigten wir ihnen bei einer heissen Schokolade noch Bilder unserer Reise.


Gemeinsam mit dem Team wurde ein Workshop zum Thema "Gewalt" durchgefuehrt, bei dem die Juegendlichen in Kleingruppen kleine Theaterszenen erarbeiteten, in denen sie zeigten, welche Formen von Gewalt sie in ihrem Viertel erleben. Fast alle stellten Szenen der Uebergriffe von Polizei und Paramilitaers dar - Formen von Gewalt, die wir uns in Deutschland kaum als allgegenwaertig vorstellen koennen. Ziel war es, allen nocheinmal deutlich zu machen, dass Gewalt nie eine Loesung eines Problemes darstellt, und dass diese Form des Umgangs im casa de juventud nicht erwuenscht ist. Zu diesem Thema passend fuehrten wir eine "Rote Hand-" Aktion durch, um gegen den Einsatz und die Rekrutierung von Kindern als Soldaten zu protestieren. Die Anwesenden hatten Spass daran, ihren roten Handabdruck und eine Botschaft zu hinterlassen, wie Paola:

"NEIN zum Terrorismus und JA zur Gluecklichkeit aller Kinder der Welt..."


Hier die vielen Bilder des sehr abwechslungsreichen Besuches in der comuna 7 und dem casa de la juventud:


KOLUMBIEN: Im Casa de la Juventud/ Popayan

(09.2008)

Dienstag, 29. Juli 2008

waman wasi, Lamas, Peru

waman wasi ist der Name des einzigen Projektpartners von terre des hommes, der das Thema der kulturellen Staerkung im Amazonasgebiet behandelt. Seinen Namen hat die Organisation von dem groessten Apu der Region, dem gleichnamigen Berg waman wasi. Zielgruppe ist eine Gemeinschaft von quetchua sprechenden Indigenas, die vor langer Zeit (man spricht von mindesrens 500 Jahren) aus den hohen Anden ins obere Amazonasgebiet gewandert sind. Wann genau das war, weiss keiner mehr und warum, ist auch nicht mehr bekannt. Heute leben sie groessten Teils noch im Einklang mit der Natur im und vom Regenwald.

Fuer uns war nun wieder alles neu: Die cosmovision amazonica, die Weltanschauung der hier lebenden Menschen, hat viele Parallelen zur cosmovision andina, jedoch mindestens genau so viele Unterschiede. Es faengt bereits damit an, dass die kultivierten Lebensmittel andere sind. Viele Knollen und Huelsenfruechte, die wir bisher nicht kannten, werden im Amazonasgebiet angebaut. Die Art des Anbaus ist auch nicht identisch mit dem der hohen Berge. In beiden Gebieten werden viele Ernten gemeinsam auf einem Acker angebaut, doch die Vielfalt eines Ackers hier hat uns sehr beeindruckt. Ein Acker den wir gesehen haben, glich eher einem bunten Wald: Neben verschiedenen kartoffelatrigen Knollen wurden unterschiedliche Bananen- und Bohnensorten, Baumwolle, Mais, Zitrusfruechte, Kaffee, Kakao und noch viel mehr angebaut! Natuerlich alles in kleinen Mengen - fuer den persoenlichen Verbrauch bestimmt, nur der Ueberschuss wird verkauft.

Dort lernten wir auch die "mani del monte" kennen, die Erdnuss der Inka, auch sacha inchi genannt. Diese Nuss waechst am Baum und ist besonders reich an Omega 3 und ungesaettigten Fettsaeuren. Sie wird in den traditionellen Gerichten verwendet und fuer teures Geld auf dem lokalen Markt gehandelt, ihr Preis auf dem internationalen Markt ist noch hoeher. Darum stellt sie neben einer gesunden Nahrungsergaenzung eine zusaetzliche Geldquelle dar.

"Die Voegel helfen uns zu saeen, wenn sie Samen in den monte tragen" Angel, Gemeindevorsitzender

"monte" wird der unberuehrte Wald genannt. Traditioneller Weise gehoert jeder Familie neben ihren Aeckern auch ein Stueck monte, das als Quelle verschiedener Samen gilt und zum Erhalt der Vielfalt beitraegt. Hier wachsen auch viele der medizinischen Pflanzen. Durch das Teilen der Aecker, bei der Weitergabe an die Kinder, werden die Flaechen immer kleiner und viele Familien haben nicht mehr die Moeglichkeit einen monte zu pflegen. Manchmal ist die Bedeutung dieses geschuetzten Gebietes bereits vergessen, und es wird nur auf den schnellen Nutzen geachtet, dann wird zum Beispiel Kaffee, Kakao oder sacha inchi in einer Monokultur angebaut, um die Ernten zu verkaufen. Doch diese Rechnung ist kurzfristig und sieht nur den einmaligen Gewinn. Es kommt vor, dass Familien, durch die schnelle Verdienstmoeglichkeit geblendet, vergessen genuegend Pflanzen fuer den eigenen Konsum anzubauen.

Hier setzt das terre des hommes gefoerderte Pojekt an. Ernaehrungssicherung im Einklang mit der Natur: "Aussaen, um zu essen" heisst die Kampagne, die derzeit durchgefuehrt wird. Zielgruppe sind die jungen Frauen und Muetter, da sie fuer die Zubereitung der Nahrung zuestaendig sind. Die Erfahrungen zeigen, dass die Maenner sehr anfaellig fuer die von Agratechnikern beworbenen Monokulturen sind, um damit schnell Geld zu verdienen, jedoch die Narungssicherheit der Familie dabei voellig ausser Acht lassen. Doch eine Gruppe aus der Gemeinschaft zu isolieren waere kontraproduktiv. waman wasi arbeitet immer mit der gesamten Gemeinde, damit alle die Richtung mittragen koennen, in die gegangen werden soll. Wenn das nicht getan wird, ist voraussehbar, dass das Projekt sich nicht durchsetzt.

Ein weiterer wichtiger Strang der Arbeit ist die Weitergabe des gesammelten Wissens von den Alten an die Jungen. Durch die Werbung und die konventionelle Schule beeinflusst, haben die Jugen oft kein Interesse mehr, in der Gemeinde zu leben und das alte Wissen wird nicht wertgeschaetzt. Auch aus diesem Grund arbeitet waman wasi stets mit der gesamten Gemeinde.

Wir haben uns mit Don Christobal aus San Miguel unterhalten, um seine Erfahrungen des Projektes kennen zu lernen. Er ist heute 71 Jahre alt und ist curadero (=traditioneller Heiler). Er erzaehlte uns bei einem Spaziergang durch seinen Acker, wie wichtig die Anwendung von verschiedenen Diaeten fuer das Zusammenleben von Mensch und Natur ist. Nur, wenn zum Beispiel vor einer Jagd im monte eine mehrtaegige Kur durchgefuehrt wird, ist der Jaeger in der Lage eins zu werden mit dem monte, und nur dann haben die Tiere keine Angst vor ihm und ziehen sich nicht zurueck. Das Geheimnis ist, dass durch die Kur mit Rinden verschiedener Baeume (die beruehmteste ist die Ayahuasca-Rinde) die im monte wachsen, die anima, die Seele, des Waldes aufgenommen wird. So kann der Jaeger sich im Einklag mit dem monte bewegen, da seine Seele eins geworden ist mit ihm.

Don Christobal berichtet uns, dass viele Jugendliche heute in die Stadt gehen, aber trotzdem noch einen curadero aufsuchen, wenn sie Beschwerden haben. Den Beruf jedoch erlernen, das konnten sich wenige vorstellen. Nachdem waman wasi einen workshop organisiert hat, in dem die curaderos den Jugendlichen ueber ihre Arbeit berichten, hat er nun einige Schueler, denen er sein Wissen weitergibt.

Mit waman wasi haben wir unser letzte Projekt Perus besucht, das zur kulturellen Staerkung arbeitet. Nun haben wir erstmal "Urlaub" in Ecuador, bevor wir in Kolumbien wieder Projektpartner besuchen werden.

Zur Bilderschau ueber das Projekt:

Freitag, 6. Juni 2008

urpichallay, Ancash, Peru

"Meine kleine Taube" bedeutet die Uebersetzung des Namens der langjahrigen Partnerorganisation terre des hommes' Urpichallay. Sie hat ihren Sitz in einem kleinen Dorf namens Marcara, am Fusse der gigantischen Berge der Cordillera Blanca. Dieser weisse Gebirgszug hat seinen Namen durch die zahlreichen Gletscher erhalten, die die Gipfel kroenen und das groesste Suesswasserreservoir Perus bilden.

Wir trafen puenklich zur Umwelt-Aktionswoche ein. Und so standen wir mit unseren noch bepackten Raedern auf dem zentralen Platz von Jangas und bekamen vorgefuehrt, was die Bildungsarbeit des letzten Monats in den Schulen der Region gebracht hat: Die Schueler praesentierten mit selber gestalteten Plakaten, was Wasser fuer sie bedeutet, nachdem sie klassenweise mit Taenzen auf dem Platz eintrafen. Da die Gletscher der Cordillera sehr stark zurueckgehen, ist den Schuelern hier taeglich vor Augen, was der Klimawandel bewirkt und sie verstehen schnell, dass das Wasser die Grundlage ihres Lebens ist.

"Wir leben nicht von Kupfer, Gold oder Silber, sondern vom Wasser - ohne Wasser gibt es kein Leben!" Marcella, 5. Klasse

Am folgenden Tag hatten wir die Moeglichkeit am "camino del agua" teilzunehmen. Verschiedene Nichtregierungsorganisationen und Bauern der Region sind gemeinsam mit internationalen Besuchern einen Flussverlauf abgelaufen und haben sich vor Augen gefuehrt, was der Klimawandel in den vergangenen Jahren bewirkt hat. Doch nicht nur der Klimawandel ist omnipraesent. Die Anden sind ein sehr reiches Gebirge, das in seinem Inneren wertvolle Mineralien und Metalle lagert. Grosse Konzerne haben an verschiedenen Stellen grosse Minen errichtet, die nicht immer die sichersten Naturschutzmethoden anwenden. So ist das Wasser der lebenswichtigen Fluesse oft verschmutzt. Hinzu kommt, dass die Minen sehr viel Wasser verbrauchen, um die gewuenschten Stoffe zu gewinnen. Dieses Wasser fehlt der Bevoelkerung. Besonders beeindruckend beim "camino del agua" war die vorliegende Rechnung, dass der bestehende Gletscher, der die einzige Suesswasserquelle der Gemeinde Huallanca ist, nur noch 15 - 30 Jahre bestehen wird. Wovon danach gelebt werden soll, weiss heute noch niemand. Genau neben diesem Gletscher finden derzeit Bohrungen der Minenwirtschaft statt.

Das Schoene an diesem "camino del agua" war, dass verschiedenste Menschen zusammen trafen, um den Wert des Wassers und seine Bedeutung besser zu verstehen. Der Brasilianische Teilnehmer Felipe sagte anschliessend "Fuer uns war es sehr beeindruckend, die hohen Berge und die Gletscher zu sehen und zu erfahren, wie sie sichtbar immer weiter zurueck gehen. In Brasilien sehen wir diese nicht und so ist es dort wesentlich schwieriger die Notwendigkeit den Wasserschutzes zu bewerben."

Am folgenden Tag trafen sich Delegierte der Teilnehmer unseres "caminos del agua" mit Teilnehmern eines anderen caminos, der im unteren Flussabschnitt stattfand, um ihre Erfahrungen auszutauschen. So wurde allen nochmal bewusst, "es ist EIN Fluss, von dem wir ALLE leben." In Peru leben 70% der Bevoelkerung an der Pazifikkueste. Doch das meiste Wasser fliesst in das Amazonasbecken. So sollte eigentlich fuer fast alle Peruaner das Wasser, besonders das saubere Wasser, ein grosses Thema sein, doch das oeffentliche Bewusstsein spiegelt dieses nicht wieder. Aus diesem Grund wurde bei dem gemeinsamen Treffen auch beschlossen, dass dieses Thema vermehrt in beiden Zonen bearbeitet werden soll, damit der "camino del agua" im folgenden Jahr mit mehr Teilnehmern eine groessere oeffentliche Wirkung erzielen kann. Wir koennen ihnen nur viel Glueck und Erfolg dabei wuenschen...

Als Abschluss der Umweltwoche und zur Feier des Umwelttages fand am 5. Juni dann der oeffentliche Teil statt, mit einem Seminar im grossen Stil, in dem Fakten der Wissenschaftswelt und die Ergebnisse der caminos der breiten Oeffentlichkeit praesentiert wurden.

Wir nutzten die Gelegenheit all diesen Aktvitaeten beizuwohnen, und erfuhren so viel ueber die Bedeutung des Wassers. Interessant war auch zu sehen, wie die Andenbewohner von dem lebendigen Wasser sprachen, das geschuetzt werden muss und fuer das Rituale durchgefuehrt werden. Die Kuestenbewohner wollen das Wasser auch schuetzen, da es die Grundlage ihres Lebens ist, doch schon ihr Slogan zeigt, dass der Zugang zu Wasser dort ein anderer ist: H2OY! (Wasser heute!)

So hatten wir wenige Moeglichkeiten mit Jugendlichen zusammen zu sein, die Zielgruppe des terre des hommes- gefoerderten Projektes von urpichallay sind. Doch in letzter Sekunde waren wir dabei, als das neu anlaufende Projekt praesentiert wurde: Es ist ein umfangreiches Projekt, dass Kinder, Jugendliche, aber auch die ganze Gemeinde, sowie die Schule anspricht und die Wiederbelebung fast vergessener andiner Kultur anstrebt, sowie die Rueckkehr zur traditionellen Landwirtschaft: biologischer Anbau der nativen Sorten. Das Ziel ist es, die Ernaehrung langfristig zu sichern. Auch bei diesem Projekt ist der verantwortungsbewusste Umgang mit Wasser ein wichtiges Element. Dieses Projekt laeuft nun an, waehrend wir schon wieder weiter gereist sind...

PERU: Urpicallay, Marcara- Huaraz, Peru
06.2008)

Freitag, 9. Mai 2008

ABA, Ayacucho, Peru

Die Asociación Bartolomé Aripaylla (=ABA) in Ayacucho ist seit 1991 Projektpartner von terre des hommes. Von Anfang an lag der Schwerpunkt in der Staerkung der lokalen Kultur der laendlichen Bezirke Chuschi, Tuco und Sarhua. Doch das Buero liegt in der Provinzhauptstadt von Huamanga, in Ayacucho - einfach aus dem Grund, dass es in den hohen Anden, nicht die notwendige Logistik gibt.

Das derzeitig von tdh unterstuetzte Projekt hat zum Ziel, dass Jugendliche der Region sich organisieren und sich gemeinsam fuer die Nahrungssicherung einsetzen. Aber auch, gemeinsam vergessene Traditionen wieder zu beleben.

So haben die Jugendlichen sich in aynis (= einer hilft dem anderen) zusammengeschlossen und gemeinsam mit ABA Lagunen angelegt. In diesen wird das Regenwasser aufgefangen und gesammelt. So haben die Familien, die ihre Alpakas in der Hoehe weiden lassen, das ganze Jahr ueber Wasser und das Gras waechst besser. Aber nicht nur die domestizierten Tiere profitieren davon, sondern auch die wilden Tiere. Und da diese Teil der Natur sind ist es auch gut so, dass alle was davon haben - so die Kosmovision. Aber damit nicht genug: Unterhalb der Lagunen haben sich neue pukios, neue Quellen, gebildet, die nun als kleine Baeche ins Tal fliessen. Diese pukios werden von den Jugendlichen auch besonders geschuetzt, da das Wasser Grundlage des Lebens ist und niemals aufhoeren darf zu existieren.

Ausserdem haben die Jugendlichen gemeinsam wieder angefangen saywas zu errichten. Das sind Steinsaeulen oder - tuerme, die auf den apus errichtet werden, auf den heiligen Bergen. "Frueher hatten alle Berge hier saywas, aber in der Zeit des Krieges wurden sie vom Militaer zerstoert, da sie aus der Ferne mit Menschen, mit Terroristen, verwechselt wurden." erzaehlt Magdalena Machaca, Leiterin des Jugendprogramms bei ABA. Heute sind die meisten Berge wieder kahl. Das besondere ist, dass sie stets von Jugendlichen errichetet werden, um sich an einen schoenen Tag zu erinnern, oder von jungen Liebespaaren, um die Liebe zu besiegeln. "Sie schmuecken die Berge" sagt die 23-jaehrige Marlene, als sie uns stolz die von ABA errichteten saywas in der Ferne zeigt. Und die Berge sind heilig, darum haben sie das Recht moeglichst schoen auszusehen.

Derzeit kaempfen die Jugendlichen gemeinsam mit den Erwachsenen gegen das Projekt eines Bergwerks, dass inmitten ihres Gebiets eine Mineralien-, Gold- und Kupfermine eroeffnen will. Der Berg ist reich an Rohstoffen und soll sie nun hergeben. Doch wenn es wirklich dazu kommen wuerde, waere die ueber die Jahrhunderte geschaffene und in den letzten Jahrzehnten wiederbelebte Vielfalt in grosser Gefahr. Die Natur auf ueber 3000 Metern Hoehe ist nicht so wiederstandsfaehig und mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in der Lage sich der extremen Verschmutzung gegenueber durchzusetzen. Wie speziell die einzelnen kultivierten Kartoffeln z.B. sind, konnten wir daran sehen, dass es in verschiedenen Gemeinden auch verschiedene Kartoffelsorten gibt, die teilweise nur dort existieren!

Wir hatten die Moeglichkeit bei dem Fest der Kreuze "Santa Cruz" dabei zu sein. An diesem Tag schlossen sich die traditionellen Autoritaeten, mit den Jugendlichen zusammen und haben in einer grossen Prozession die Kreuze von den apus geholt. Diese Kreuze haben seit der Aussaat ueber die Aecker gewacht und diese beschuetzt - vor Frost, Hagel,... An diesem Tag wurden sie geschmueckt und in die Kirche gebracht, wo sie nun bis zur naechsten Aussaat ausruhen und neue Kraft tanken duerfen. Was uns sehr fasziniert hat, war die Rolle von Kinderautoritaeten hierbei: Kinder muessen waehrend der gesamten Prozession vorne laufen, sie muessen den besten Weg fuer das Kreuz finden und ihn glaetten, nur so kann das Kreuz gut unten ankommen.

Dass das Kreuz in der Kirche ruht, hat seinen Ursprung lange vor der Missionierung. An den Stellen, die den Indigenas heilig waren, hatten sie kleine Kapellen errichtet. Als die Missionaere kamen, haben sie an genau diesen Stellen Kirchen gebaut. Nun werden diese fuer die traditionellen Braeuche verwendet. Auch die Form des Kreuzes hat seinen Ursprung in der vorchristlichen Zeit: das Andenkreuz besteht aus zwei gleich langen Balken - heute wird jedoch das christliche Kreuz mit dem andinen Brauch verwendet.

Bei unserem Besuch haben wir ausserdem verschiedene Jugendgruppen getroffen und uns mit ihnen ueber Vielfalt in Peru und in Deutschland unterhalten und ueberlegt, wie wir diese erhalten koennen - denn das sollte die zentrale Frage eines Chats werden, der im Rahmen des Kindergipfls in Deutschland zwischen deutschen und peruanischen Jugendlichen durchgefuehrt wurde. Hierlang kommt ihr zu unserem seperaten Eintrag ueber den Chat.


Zur Diashow:

Montag, 5. Mai 2008

Chat zwischen Jugendlichen in Deutschland und in Peru

Am 02.05. machten wir uns nach dem Fruehstueck auf den Weg: mit dem Auto von der Organisation ABA fuhren wir von einem kleinen Ort in den hohen Anden los, um in die kleine Stadt Chuschi zu gelangen. Sie liegt auf der anderen Seite eines hohen Bergkamms, der Pass liegt auf ueber 4000 Meter, auf 3200 Metern. Die direkte Umgebung ist gepraegt durch die Kultivierung von Mais, in hoeheren Lagen werden vor allem verschiedene Kartoffel- und Bohnensorten angebaut.

Auf dem Weg sammelten wir Jugendliche ein, mit denen ABA seit Jahren in der Wiederbelebung und dem Schutz der lokalen Kultur arbeitet. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir Chuschi, wo das naechstgelegene Internetcafé ist, doch dieses hat geschlossen! Mit einer Durchsage durch die oertlichen Lautsprecher wird der Zustaendige gerufen - so funktioniert die Kommunikation hier am leichtesten.

Zum Glueck haben wir nun Internetzugang, denn um 9:30 Uhr Ortszeit soll ein Chat stattfinden zwischen den Jugendlichen von hier und Jugendlichen in Deutschland, die an dem Kindergipfel zu biologischer Vielfalt in Bonn teilnehmen. (siehe auch Kindergipfel chattet mit Peru)

Nachdem wir mit den Jugendlichen noch vor Beginn des Chats Fragen gesammelt haben und ihnen erklaert haben, was die Jugendlichen in Deutschland eigentlich machen, kann es puenktlich los gehen. Nach einem kurzen Begruessen ging es auch schon direkt zur Sache:

Armut war das erste Thema. Bei der Frage, ob die peruanischen Jugendlichen arm sind, erklaeren sie, dass sie reich sind, aber kein Geld haben! Sie haben dafuer ein natuerliches Leben, mit gesunder Ernaehrung. Sie haben viele verschiedene Sorten an z.B. Kartoffeln und anderen Knollenfruechten, die man in Deutschland garnicht kennt. Ausserdem ist reich, wer Eltern hat, finden sie. Was die Deutschen ueber Armut denken, haben sie leider garnicht verraten!

Anschliessend wurde gefragt, was die deutschen Jugendlichen den Politikern sagen sollen im Namen der peruanischen. Hier waren sich alle einig: Die natuerlichen Gebiete, die besonders sauber und reich an Artenvielfalt sind, sollen als Naturschutzgebiete ausgezeichnet werden. Damit z.B. keine Minen dort eingerichtet werden koennen, die die Vielfalt und natuerliche Lebensweise zerstoeren.

Auf die Frage nach dem Schutz der urspruenglichen Samen in Deutschland wissen die Jugendlichen keine Antwort, da sie keine Bauern sind.

Und auch beim Schutz des Wassers faellt es ihnen schwer, eine Antwort zu geben, da sie alle in Staedten leben - sie berichten, dass sie fuer das Wasser bezahlen muessen und dass dieses aus der Leitung kommt, diese wiederum aus dem Wasserwerk oder aus den Bergen. Die Peruaner sagen, dass sie die Wasserquellen besonders schuetzen und auch Lagunen anlegen, damit es immer genug Wasser fuer die Landwirtschaft und die Tiere gibt.

Da war der Chat ploetzlich (aus Sicht der Peruaner) vorbei, da die Deutschen alle zu einem Bus mussten. Abel stellt im Anschluss direkt fest: "Bei den Samen haben wir gewonnen und beim Wasser haben wir fast gestritten!" Spaeter erzaehlt er anderen Jugendlichen von dem Chat und legt besondere Hoffnung darauf, dass die Jugendlichen in Deutschland ihre Anliegen an die Politiker weitertragen.

Hier ein paar Bilder vom Chat:



Im Folgenden ist der original Chat- Verlauf in spanisch nachlesbar, weiter unter ist eine ueberarbeitete und uebersetzte Variante zu finden:



Die peruanischen Teilnehmer:

Martin Cancho Huamana, 23 jahre alt,
Ich bin Envarado der Gemeinde Uchuyri. (Autoritaet der Kinder und Jugendlichen. Organisiert mit anderen Autoritaeten seiner Gemeinde Rituale, Feste etc.) Ich habe 3 Geschwister.

Abel Nuñez Vilka, 25 Jahre alt
Ich komme aus der Gemeinde Punkupata-Quispillaccta. Seit ich 14 Jahre alt bin beteilige ich mich an Aktionen von ABA. Ich habe keine Geschwister. Ich bin mit meiner Mutter und meiner Grossmutter aufgewachsen, mein Vater hat uns verlassen.

Lydia Cakllahua Huamani, 23 Jahre alt
Ich komme aus der Gemeinde Uchuyri. Ich habe 3 Geschwister.

Jorge Cancho Huamani, 11 Jahre alt
Ich komme aus der gemeinde Uchuyri. Ich bin soltero alvacer, das ist eine traditionelle Autoritaet der Jugendlichen. Ich habe 5 Geschwister, ich bin der Vorletzte.

Magna Yovana Galindo Micuylla, 14 Jahre alt.
Ich komme aus Uchuyri. Ich habe 3 Geschwister und bin die aelteste. Ich lebe mit meiner ganzen Familie zusammen.

Valentin Galindo Conde, 14 Jahre alt.
Ich bin aus Quispillaccta, ich bin Halb- Waise und habe 2 Geschwister. Ich wohne mit mit meiner Mutter und den kleinen Geschwistern zusammen.

Christian Ruben Galindo Pacotaype, 7 Jahre alt.
Ich komme aus der Gemeinde Pirhuamarca- Quispillaccta. Ich habe 1 kleinen Bruder. Ich mag Hunde und will studieren.

Die deutschen Teilnehmer:

nicolas kersting 13 Jahre alt, hat einige jahre in bolivien gelebt.
jannika sommer 13 Jahre alt
galan haidari 12 Jahre alt
julia batisti 13 Jahre alt
bernadette pott und julia lechler 13


CHAT, 2.5.08, 9.30-10.30 a.m.:

(die Peruaner unter dem "Decknamen" britta, die Deutschen unter strackcocha)


strackcocha dice:
hallo

britta dice:
hallo

britta dice:
or hola

britta dice:
die jugendlichen :

britta dice:
Martin Cancho Huamana, 23 jahre alt,
Ich bin Imbario der Gemeinde Uchuyri. (Autoritaet der Kinder und Jugendlichen. Organisiert mit anderen Autoritaeten seiner Gemeinde Rituale, Feste etc.) Ich habe 3 Geschwister.

Abel Nuñez Vilka, 25 Jahre alt
Ich komme aus der Gemeinde Punkupata. Seit ich 14 Jahre alt bin beteilige ich mich an Aktionen von ABA. Ich habe keine Geschwister. Ich bin mit meiner
Mutter und meiner Grossmutter aufgewachsen mein Vater hat uns verlassen.

Lydia Cakllahua Huamani, 23 Jahre alt
Ich komme aus der Gemeinde Uchuyri. Ich habe 3 Geschwister.

britta dice:
ausserdem

strackcocha dice:
nicolas kersting 13 Jahre alt
ich komme aus bolivien

jannika sommer 13 Jahre alt

britta dice:
Britta und Simon aus Deutschland zum uebersetzen. und Magdalena von der Organisation ABA die alles in Quechua uebersetzen wird.

strackcocha dice:
galan haidari 12 Jahre alt
julia batisti 13 Jahre alt

britta dice:
wir sind nicht ganz so jung mehr

strackcocha dice:
bernadette pott und julia lechler 13

britta dice:
son muchos!!!

strackcocha dice:
estamos en la cumbre juvenil sobre la biodiversidad

britta dice:
nosotros todos vivimos en peru!! en los andes

strackcocha dice:
como es un dia de ustedes?

britta dice:
como estan??

strackcocha dice:
muy bien
y ustedes??

britta dice:
abel: a las 5 nos levantamos y hay mucho calor!

britta dice:
si estamos bien

britta dice:
a las 6 desayuno, para venir por aqui, es un camino de 2 horas en coche

strackcocha dice:
cuantos grados de calor hay

britta dice:
en la noche bajo sero, en el dia 20 en promedio

strackcocha dice:
hoy hemos discutido sobre la pobresa del mundo

britta dice:
nosotros interessa juventud, biodiversidad, respecto a la vida

strackcocha dice:
vamos a hacer un contrato/acuerdo que mostraremos a politicos de aqui

britta dice:
para salir de la pobreza , hay que mejorar los recursos naturales, los suelos y la artesania para tener ingresso, y hay que recuperar la diversidad de semillas, piensamos nosotros

strackcocha dice:
y queremos preguntar si ustedes nos pueden contar algo de la vida de vosotros

strackcocha dice:
piensan que ustedes son pobres?

britta dice:
y este carta van a enviar a los ONU?

strackcocha dice:
si lo haremos

britta dice:
jorge cancho huamani, autoridad de los jovenes, 11 años dice

strackcocha dice:
van a mostrara lo ministros que vienen a bonn

strackcocha dice:
que cargo tienes?

britta dice:
a los 4 de la mañana me voy a la casa de una autoridad mayor, que yo, y nos planificamos el dia

strackcocha dice:
piensan que ustedes son pobres?

britta dice:
despues vuelvo a la casa, y nos comemos con la familia desayono

britta dice:
no somos pobres (Abel) porque tenemos mucha diversidad - muchas tierras,
a lo mejor platanos faltan.
somos ricos, pero no tenemos plata!!!

strackcocha dice:
que es para ustedes ser pobre??

britta dice:
despues del desayuno voy a la escuela (Jorge)

britta dice:
si ya no hay accesso a los recursos naturales
si no hay padres, estas pobre (dice Jorge)

strackcocha dice:
que los hace ricos?

britta dice:
Magna Yovanna Galindo Micuylla, 14, tambien si no hay plata estas pobre, y
no saber nada es pobre

britta dice:
Abel: hay tanto agrobiodiversidad - hay papas, masua, oka, mais, habas y de todo hay muchas variedades! todos son ecologicos y sanos,
no utilisamos agrochimicos dicen todos!!

strackcocha dice:
que desean de nosotros que digamos a los politicos e la cumbre

britta dice:
Martin: somos ricos porque tenemos madres y ayllus,
este es la familia extensa, que no nos abandona

strackcocha dice:
que desean de nosotros que digamos en la cumbre??

britta dice:
a los politicos: quieremos, que los zonas naturales serian zonas respetadas, mediante resoluciones oficiales tanto en Alemania, como en Peru.

la lluvia es para todos, por eso queremos para todos el respeto

strackcocha dice:
que peligros hay si no las respetamos??

britta dice:
(Jorge) su dia continua despues de la escuela va a la casa, hace su tarea,
despues ayuda a mis padres en las chacras , les risgo, cuido ganados, les doy alimentos, como autoridad voy a trabajar: cuidando sementeras

strackcocha dice:
que peligros hay si no las respetamos??

britta dice:
recojiendo animales dañinos

britta dice:
los gobiernos no los respetan!

strackcocha dice:
han tenido problemas con animales

britta dice:
quieren entrar con minerias

strackcocha dice:
como se puede evitar??

britta dice:
si, los animales dañan a los cultivos, se comen la madre semilla

britta dice:
nos organisamos contra minera y queremos una zona de reserva - los gobiernos que nos de una resolucion a favor de los comunidades campesinas

britta dice:
ustdes estan organizados? en que??

strackcocha dice:
estamos todos en la cumbre juvenil

strackcocha dice:
somos 100 ninos

britta dice:
(leider gibt es kein kabel fuer die kamera, so koennen wir keine bilder schicken von den jugendlichen! die kommen nach!)

britta dice:
es una organisacion?

britta dice:
si no estan en este cumbre, que hacen para la diversidad?

strackcocha dice:
es una organisacion no governamental de jovenes por la naturaleza

britta dice:
Jorge como autoriodad dice: tengo una assote para las personas y los animales que son desobidientes

britta dice:
bien, que se organizan - nosotros hacemos lo mismo

britta dice:
como cuidan las semillas nativas?

strackcocha dice:
no sabemos, si hay!
no somos campesinos

britta dice:
cuidan su agua y los manentiales?

strackcocha dice:
vivimos en una ciudad

strackcocha dice:
un poco qüidamos

britta dice:
y el agua no cuidan????????

strackcocha dice:
para no gastar embano

strackcocha dice:
no podemos

britta dice:
como cuidan en la ciudad?

strackcocha dice:
es muy dificil, cuidar

strackcocha dice:
nunca hemos pensado sobre eso

britta dice:
nosotros cuidamos con la planta putaqa, con este se aumenta el agua,
lo neseccitamos para los cultivos y los animales
y tambien para las animales silvestres - estamos haciendo lagunas en el parte alto
en estes captamos el agua del lluvia

strackcocha dice:
que bien

britta dice:
ustedes tambien deberian cuidar el agua!!!

strackcocha dice:
el agua es transportada en tubos

britta dice:
Valerntin Galindo 14, de donde viene su agua?

strackcocha dice:
nosotros tenemos que pagar mucho

britta dice:
pero qual es la fuente?

britta dice:
nosotros no pagamos, lo cuidamos!

strackcocha dice:
viene de las plantas de tratamiento y de las montanas

britta dice:
ahhh!

britta dice:
en las montañas lo cuidamos...

strackcocha dice:
tenemos que pagar

strackcocha dice:
hera muy interesante comunicar con vosotros

strackcocha dice:
hay una pagina de internet

britta dice:
que recursos naturales hay en alemania?

strackcocha dice:
vean adentro

strackcocha dice:
www.kindergipfel.de

strackcocha dice:
en los proximos dias

britta dice:
ya lo hemos visto!!!

strackcocha dice:
hay fotos

strackcocha dice:
que bien

strackcocha dice:
bueno

strackcocha dice:
chauchau

britta dice:
ya se van????

strackcocha dice:
si, aqui habla Peter. - ellos tienen una salida con bus y tienen que ir a la porteria

britta dice:
estaba mucho gusto a comunicar con ustedes!!!

britta dice:
que pena

britta dice:
bien

britta dice:
chauchau!!!!

strackcocha dice:
si, les ha costado algo de hacer el contacto y ahora es corto el tiempo

strackcocha dice:
de mi parte tambien muchas gracias, - espero poder enviarles el acta o algo asi, y despues fotos

britta dice:
bien, lo esperamos!!!

strackcocha dice:
tambien me pueden mandar fotos de alla, para que lo pongan a la pagina web?

britta dice:
si, en las proximas dias!

britta dice:
se puede poner en la pagina!

strackcocha dice:
gracias, ah si, esta bien, y pueden hacer el link

britta dice:
bien, peter, chau!!!

strackcocha dice:
si hay alguna inquietud mas, yo puedo dejar razon

strackcocha dice:
ah bueno, chau

Hier der ueberarbeitete und uebersetzte Chat:

Quispillaccta: Hallo oder auch Hola! Hier ist Martin Cancho Huamana, 23 Jahre alt und bin der »Imbario« der Gemeinde Uchuyri. Das ist ein Amt für Kinder und Jugendliche. Zusammen mit anderen Dorfautoritäten organisiere ich Rituale und unsere Gemeindefeste. Ich habe drei Geschwister.
Und ich bin Abel Nuñez Vilka, ich bin 25 alt. Seit meinem 14. Lebensjahr mache ich bei Aktivitäten der Vereinigung ABA mit. Ich komme aus der Gemeinde Punkupata. Ich habe keine Geschwister. Da mich mein Vater verlassen hat, bin ich mit meiner Mutter und meiner Grossmutter aufgewachsen.
Und ich bin Lydia Cakllahua Huamani, ich bin 23 Jahre alt und komme auch aus der Gemeinde Uchuyri. Ich habe 3 Geschwister. Und schließlich ist da noch Jorge Canchi Huamani, 11 Jahre, auch eine Kinderautorität sowie Jovanna Galindo Micuylla (14).

Bonn: Und wir sind Nicolas Kersting, Jannika Sommer, Julia Batisti, Bernadette Pott und Julia Lechler, alle 13 Jahre alt, sowie Galan Haidari, 12. Wir sind hier auf dem deutschen Jugendgipfel vor dem UNO-Treffen zur Artenvielfalt in Bonn.

Quispillaccta: Ihr seid ja ganz schön viele. Wir sind nicht mehr ganz so jung wie ihr. Wir leben alle hier im Andengebirge in Peru.

Bonn: Wir haben heute über die Armut in der Welt diskutiert. Wir werden einen Vertrag ausarbeiten, um ihn den Ministern zu präsentieren, die demnächst zur Konferenz nach Bonn kommen.

Quispillaccta: Wir finden es wichtig, von der Jugend, von der Artenvielfalt und vom Respekt für das Leben zu reden. Um aus der Armut herauszukommen, müssen die natürlichen Grundlagen besser geschützt werden, die Bodenqualität muss verbessert werden. Wir sind der Meinung, dass wir die frühere Vielfalt des Saatguts wiedergewinnen müssen. Und das Kunsthandwerk hilft uns, Geld zu verdienen.

Bonn: Könnt ihr uns etwas von Eurem Leben erzählen? Was ist für Euch Armut?

Jorge (Quispillaccta): Wenn wir keinen Zugang zu den Reichtümern der Natur und keine Eltern mehr haben.

Jovanna Galindo Micuylla (Quispillaccta): Wenn du kein Geld hast, bist du auch arm. Oder wenn du kein Wissen hast.

Bonn: Und wodurch fühlt ihr Euch reich? Oder glaubt ihr, dass ihr arm seid?

Abel (Quispillaccta): Wir sind nicht arm, denn hier gibt es viel Ackerland und immer noch viele Pflanzen und Tiere. Wir haben zwar kaum Geld, aber wir sind doch reich: Es gibt so viele verschiedene Pflanzen auf dem Acker: Kartoffeln, Masua, Oka, Mais, Erbsen und von all dem gibt es viele verschiedene Sorten. Und alle sind ökologisch und gesund. Wir benutzen keinen chemischen Dünger oder Pestizide. Das ist unser Reichtum, das meinen alle hier!!

Martin (Quispillaccta): Wir sind auch reich, weil wir Mütter haben und unsere Ayllus. Das ist unsere Verwandschaft, die uns nie im Stich lässt.

Bonn: Habt ihr Wünsche, die wir den Politikern weitersagen sollen?

Quispillaccta: Wir wünschen uns, dass mit Hilfe von Regierungsdekreten dafür gesorgt wird, dass unser Land und das Wasser respektiert werden, in Deutschland wie in Peru. Der Regen regnet doch auch über alle. Und deshalb wollen wir auch, dass alle respektiert werden. Die Regierungen nehmen aber keine Rücksicht. Sie bringen Bergwerksprojekten auf das Land.

Bonn: Wie kann das verhindert werden?

Quispillaccta: Wir organisieren uns und wollen erreichen, dass ein Naturschutzgebiet eingerichtet wird und dass die Regierung ein Dekret zum Schutz unsere Kleinbauerngemeinden erlässt. Seid ihr in Deutschland auch organisiert?

Bonn: Nein, aber wir haben uns hier zum Jugendgipfel getroffen. Wir sind 100 Kinder hier.

Quispillaccta: Ist das eine Organisation?

Bonn: Der Gipfel wird von der Naturfreundejugend organisiert, das ist eine nichtstaatliche Organisation von Jugendlichen, die sich für die Natur einsetzen.

Quispillaccta: Toll, dass ihr euch auch zusammentut. Wir machen das hier auch. Und was tut ihr sonst für die Natur, wenn ihr nicht gerade auf seinem Gipfel seid? Wie sorgt ihr euch um das einheimische Saatgut?

Bonn: Wir wissen nicht, ob es das in Deutschland noch gibt. Wir sind keine Bauern.

Quispillaccta: Aber kümmert ihr Euch dann um das Wasser und die Quellen?
Bonn: Hier fließt das Wasser aus der Leitung.

Valentina Galindo: Aber woher kommt dieses Wasser? Wo ist die Quelle?

Bonn: Es kommt aus der Klär- und Wiederaufbereitungsanlagen und ursprünglich aus den Bergen, etwa aus der Eifel. Ein wenig achten wir darauf, kein Wasser zu verschwenden. Aber sich um Flüsse, Bäche oder Quellen zu kümmern, ist ziemlich schwierig. Wir leben alle in Städten. Eigentlich haben wir darüber auch noch gar nicht nachgedacht.

Quispillaccta: Wir hier kümmern uns um das Wasser mit der Putaqa: Wenn wir sie um die Quellen herum anpflanzen, nimmt der Wasserfluss zu. Wir brauchen das Wasser ja für die Herden und die Äcker. Wir brauchen auch Wasser für die wild lebenden Tiere. Für die legen wir kleine Teiche oben in den Bergen an. Darin fangen wir das Regenwasser auf.

Bonn: Toll!

Quispillaccta: Ihr solltet Euch aber um das Wasser kümmern!!

Bonn: Es war sehr interessant mit Euch zu sprechen, aber wir müssen jetzt leider los.
Quispillaccta: Es hat uns sehr gefallen, mit Euch zu reden. Schade, dass ihr schon weg müsst. Chau, Chau!!!
Bonn: Tschüss, tschüss.


Nebengespraech im selben Chat:

Ein Tag im Leben einer Kinderautorität

In den Dörfern und Weilern der Bauerngemeinde von Quispillaccta beteiligen sich Kinder aktiv in der Pflege von Äckern und Tieren. Sie beteiligen sich an der Wiedergewinnung der traditionellen Kultur, an Festen und Ritualen für Pachamama „Mutter Erde“ oder die heiligen Berge. Manche von ihnen übernehmen dabei öffentliche Ämter, so wie der 11jährige Jorge, der während des Chats auch berichtete, wie ein gewöhnlicher Tag von ihm als Kinderautorität abläuft:
Um 4 Uhr früh gehe ich zum Haus einer älteren Dorfautorität und wir planen gemeinsam den Tag. Danach gehe ich zurück zu mir nach Hause und wir frühstücken zusammen in der Familie. Nach dem Frühstück gehe ich zur Schule, danach mache ich zu Hause meine Hausaufgaben. Und dann helfe ich meinen Eltern auf dem Acker. Ich bewässere die Gärten, kümmere mich um das Vieh, gebe ihm zu fressen. Und als Dorfautorität ist es meine Aufgabe, auf die neue Saat in den Feldern aufzupassen. Ich passe auf, dass keine Tiere auf die Felder gehen, die die Muttersaat auffressen könnten. Und für die Tiere und Menschen, die mir nicht gehorchen wollen, habe ich einen Riemen, mit denen ich sie schlagen kann.

Bearbeitung und Uebersetzung: Peter Strack/terre des hommes.

Sonntag, 27. April 2008

CEPROSI, Cusco, Peru

In Cusco haben wir die Organisation CEPROSI besucht, die ueber die letzten fuenf Jahre in der Staerkung der lokalen Kultur von terre des hommes unterstuetzt wurde. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Zusammenarbeit mit Schulen und der Integration der lokalen Kultur in die Lehrplaene. Ein wichtiger Bestandteil ist die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den Eltern, denn nur, wenn alle gemeinsam an der Erziehung der Kinder arbeiten, kann der Schueler gestaerkt aus der Schule kommen.

Haeufig ist es so, dass die Eltern mit der konventionellen Schule nicht viel zu tun haben und ihre Kinder eigentlich auch zu Hause benoetigen, bei der Arbeit auf dem Feld oder im Haushalt. Die Lehrplaene der konventionellen Schulen beruecksichtigen diese Realitaet nicht, so dass die Erziehungsziele der Eltern und die der Schule aneinander vorbei gehen: Die Eltern sehen keinen unmittelbaren Sinn im Schulbesuch und behalten ihre Kinder haeufig zu Hause und die Lehrer, im Gegenzug, wertschaetzen die Arbeit der Elten als Kleinbauern nicht und vermitteln aufgrund der allgemeinen Lehrplaene Werte anderer Kulturkreise.

CEPROSI hat mit viel Muehe, Empathie und Geduld genau dort angesetzt. Durch Gespraeche mit Lehrern, Eltern und Gemeindeautoritaeten wurde erreicht, dass nun die Eltern eng zusammenarbeiten mit der Schule und Themen wie z.B. Ackerbau oder Weben im Unterricht behandelt werden. Auch die andine Weltanschauung, die Cosmovision Andina, hat ihren Platz gefunden. Es werden regelmaessig Rituale durchgefuehrt, in denen die Mutter Erde, die Pacha Mama, um ein gutes Gelingen einer Aktivitaet gebeten wird und Ausfluege zu den wichtigen Apus, den heiligen Bergen, werden unternommen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Kinder Lesen und Schreiben nun in ihrer Muttersprache, dem quetchua, lernen, bevor spanisch als Unterrischtsspache eingefuehrt wird.

Das Ergebniss ist, dass die Schueler ihre Muttersprache und Spanisch gut beherrschen, dass sie ihre eigene Kultur wertschaetzen und leben und so selbstbewusster auftreten, wenn sie Menschen anderer Kulturkreise treffen. Wobei anzumerken ist, dass die Kultur in anderen Gemeinden und vorallem anderen Staedten, sich bereits sehr von der Kultur in diesen abgelegenen Gemeinden unterscheidet.

Als wir in eine der Gemeinden fuhren, waren auch zwei Vertreter des Bildungsministeriums dabei, die sich das positive Beispiel ansehen wollten, um die Erfahrungen der interkulturellen Erziehung in landesweit gueltige Curriculi einfliessen zu lassen. Die Schueler erwarteten uns in ihrer traditionellen Tracht. Und beim anschliessenden Arbeitsfruehstueck diskutierten die Vertreter mit den Lehrern der Region, wie eine weitere Zusammenarbeit aussehhen koennte.

Wir kamen anschliessend zu zwei weiteren Terminen alleine in die Gemeinde, um einen Fotoworkshop mit den viert Klaesslern durch zu fuehren. Thema war die Vielfalt der Gemeinde und wie sie von den Schuelern gesehen wird. Die SchuelerInnen waren im thematischen workshop sehr schuechtern und wir hatten den Eindruck, dass unsere mangelnden quetchua-Kenntnisse ein Mitgrund sein koennten, doch als es darum ging Bilder zu machen lege es sich. Es war besonders spannend fuer sie, die fertigen Bilder im kommenden workshop zu sehen: alle gaben sich viel Muehe, in ihren Zweiergruppen schoene Plakate ihrer besten Stuecke zu erstellen, und sie mit zweisprachigen Untertiteln zu versehen.

Die Ausstellung wurde feierlich eroeffnet und die Kuenstler fuehrten die anderen Schueler durch sie, indem sie zu jedem Bild kurz etwas sagten - nun waren sie nicht mehr schuechtern, sondern sehr stolz auf ihre Ergebnisse!

Die Diashow:

Montag, 31. März 2008

Staerkung der lokalen Kultur am Titikakasee

In der Region Puno, im suedlichen Peru, hatten wir die Moeglichkeit die Arbeit verschiedener Projektpartner von terre des hommes kennen zu lernen. Sie arbeiten alle mit dem Ziel der kulturellen Staerkung und haben sich in dem Netzwerk NACAs sur, nucleos de la afirmacion cultural sur (= Kerne der kulturellen Staerkung im Sueden), zusammengeschlossen.

Besonders spannend war fuer uns zu erfahren, wo diese Arbeit ihren Ursprung hatte: Vor vielen Jahren hatten die Gruender der Organisation Chuyma Aru (aymara = das Herz der Aymara) die Idee die Kartoffel- Produktion der Region zu steigern. Gerade frisch von der Universitaet fuer Agraringenierue gekommen, lag die Loesung auf der Hand, moderne Methoden, Maschine und Chemikalien sollten die Region Puno endlich mal aus der Armut holen. Bereits nach dem ersten Jahr wurde deutlich, dass mit konventionellen Methoden die Ergebnisse eher negativ sind, und dass es nichts bringt, in der sensiblen klimatischen Zone "moderne" Methoden der Landwirtschaft einzufuehren. Aus dieser Erfahrung haben die damaligen Initiatoren, Nestor und Walter Chambi vor vielen Jahren ihre Herangehensweise ganz neu ueberdacht. Statt auf die einfaeltigen Methoden der modernen Landwirtschaft zu setzen, entschieden sie sich schliesslich lieber die vielfaeltigen Methoden, die sich ueber die Jahrhunderte in der Region entwickelt haben, wieder zu beleben. So fing alles an.

In der "cosmovision andina", der andinen Weltanschauung, spielen alle Elemente eng zusammen und der gesamte Kosmos spricht in vielen Zeichen und Symbolen zu den Menschen und verraet ihnen die richtigen Zeitpunkte fuer die Aussaat, die Ernte und vieles mehr. Und all diese Regeln wurden frueher von Mund zu Mund in der jeweiligen Sprache (hier Aymara) von den Grosseltern an die Eltern und Kinder weiter gegeben. Doch mit dem Aufkommen der Modernitaet und der "Entwicklung" gewannen andere Themen an Uebergewicht und es blieb kein Raum mehr fuer diese Gespraeche. Viele zog es in die Staedte, um vom Fortschritt etwas ab zu haben, und so kam es, dass viele ihre Doerfer verliessen und ihre Sprache und ihre Ursprungskultur zurueck liessen. Diejenigen, die zurueck blieben, fanden sich ploetzlich in einer Minderheit wieder, in einer Kultur, die nichts mehr wert war. Wichtiger Bestandteil der andinen Kultur war immer auch die Gemeinschaft und diese bestand ploetzlich nicht mehr, so das z.B. Gemeinschaftsarbeiten nicht mehr durchgefuerrt wurden.

Das Ziel ist es, dass die Kinder und Jugendlichen mit einem gestaerkten Selbstbewusstsein auftreten koennen, dass sie ihre Herkunft nicht als peinlich empfinden und als Optimal- Ziel, in ihrer Gemeinde leben bleiben, und ihre Kultur weiter leben. Derzeit ist es so, dass viele mit dem Traum fuer ein besseres Leben in eine Stadt abwandern. Einige kommen wieder zurueck, da die Stadt sie nicht unbedingt mit offenen Armen empfaengt und weil die Werte und Lebensweise dort sehr wenig mit denen der Gemeinde gemeinsam hat. Frueher war es so, dass die, die zurueck kamen, weil sie in der Stadt nicht zurecht gekommen sind, auf dem Land nicht ueberlebensfaehig waren, da sie als Kinder anderen Idealen nachgeeifert sind, als dem "Bauersein". Der heutigen Jugend soll es anders ergehen.

Die Projektpartner wie Chuyma Aru, Quolla Aymara (= Aymara als Medizin), aaruna qu'asa und Suma Yapu setzen genau dort an. Wichtig ist es, die eigene Kultur wert zu schaetzen, denn nur so koennen die Kinder und Jugendlichen diese selbstbewusst leben. Die Ansaetze der verschiedenen Organisationen sind so vielfaeltig wie die andine Weltanschauung, doch allen gemein ist das Ziel, die alten Werte wieder zu entdecken und wieder zu beleben. Im Rahmen der Vielfaltskampagne haben sie sich nun auf einen gemeinsamen Fokus geeinigt: Durch die sehr positiven Ergebnisse einiger Projektpartner wie Suma Yapu vom Titikakasee und CEPROSI aus Cusco, hat man als Schwerpunkt interkulturelle Bildung ausgewaehlt.

Suma Yapu hat in den vergangenen fuenf Jahren mit Schulen der Region westlich des Titicacasees zusammengearbeitet. Mit Gemeinden, Eltern und Lehrern wurde gemeinsam an einem neuen Lehrplan gearbeitet, der die Staerken des alten Wissens und der lokalen Kultur beruecksichtigt, aber auch das moderne Wissen nicht ausschliesst. "Wir wollen beide Wissen" sagt Eliana, die Koordinatorin des Projektes, "denn das eine darf das andere nicht ausschliessen!" So besuchen die Schueler z.B. das Internet, um dort ueber Kartoffeln zu recherchieren - und vor der Aussaat wird ein traditionelles Ritual durchgefuehrt, damit die Ernte auch gut wird. Wenn sich schwarze Wolken naehern wird mit dem Regen gesprochen und er wird gebeten spaeter zu kommen oder in anderen Regionen zu fallen. Damit kein Hagelschauer oder Nachtfrost die Ernte zerstoert, werden verschiedene Ritual auf den umliegenden Bergen durchgefuehrt, so sind die Pflanzungen geschuetzt. Die Berge sind Teil der Kosmovision, sie, die "Apus", sind genauso Lebewesen wie Tiere und Mensche. Wenn einen Duerre die Ernten bedroht, werden den Traditionen nach Froesche auf die Apus gebracht. Da sie zurueck in ihr Element Wasser wollen, weinen sie und das ruft den Regen.

All diese Methoden wurden langsam vergessen, doch gemeinsam mit den Alten der Gemeinden wieder belebt. Heute schaetzen die Jugendlichen ihre Umwelt und vor allem auch ihre Kultur wieder. Wie der 17-jaehrige Mario: "Frueher hatte ich keine Ahnung von den Zeichen der Natur, doch heute sehe ich, wie wichtig sie sind, ... , es gibt so viel was wir alles lernen koennen!" Nun weiss er, worauf er bereits bei der Aussaat achten muss, damit die Ernte gut wird. Wir haben viel Kinder getroffen, die uns auch ohne Uhr sehr genau die Zeit sagen konnten oder uns stolz das exakte Rezept ihres Lieblingsessen geben konnten.

Zur Diashow:
Vielfalt am Titikakasee

Samstag, 9. Februar 2008

Chasqui, El Alto, Bolivien

CHASQUI ist aymara und bedeutet “der Bote”. Bereits 1988 gruendeten Jugendliche die Institution auf freiwilliger Basis, um ihre Geschwister zu unterstuetzen. Erst im Jahr 2000 wurde offiziell eine Nichtregierungsorganisation (NGO) aus dieser Initiative geformt, und so konnte auch begonnen werden, Geldgeber zu suchen. Seit 2004 ist CHASQUI Projektrpartner von terre des hommes.

Das Projekt mit terre des hommes ist es die Kinder und Jugendlichen des Viertels im Thema liderazgo, was wir mit "der Faehigkeit zu leiten" uebersetzen wuerden, weiter zu bilden und Umwelterziehgung zu betreiben.

CHASQUI liegt im abgelegenen Viertel “Estrella de Belén” El Altos, das dadurch entstanden ist, dass Aymarafamilien aus dem Umland sich angesiedelt haben, um von dem Reichtum der Stadt La Paz zu profitieren. Fuer viele ist ein Hauptgrund der Landflucht der Wunsch, dass es ihre Kinder besser haben sollen, als sie und dass sie studieren koennen.

“Die Familien, die hierher zuwandern, denken, dass sie in die Stadt kommen und alles haben werden, aber in Wirklichkeit haben sie hier nichts und lassen alles zurueck: Ihr Feld, ihr Haus, ihre Familie, ihre Kultur – bis zu ihrer Sprache!”, so der Mitarbeiter Freddy Toledo. Adela Cruz, die Koordinatorin des Projektes, die CHASQUI vor vielen Jahren mitgegruendet hat, kann dieses nur bestaetigen: Nach zwei bis drei Monaten passen sich die Kinder und Jugendlichen der staedtischen Kultur an. Das erste Merkmal ist, dass sie ihre traditionelle Kleidung ablegen und sich “modern” kleiden und bald schaemen sie sich, ihre Sprache zu sprechen. Und das, obwohl fast alle im Viertel Aymara sind.

Besonders auffallend in diesem Viertel ist, dass die Bevoelkerung groessten Teils in zwei Welten lebt: Oft leben nur die Kinder in der Stadt, um zur Schule gehen zu koennen und die Eltern bleiben im Dorf, um weiterhin die Felder bestellen zu koennen. Doch sobald es Wochenende ist, oder Ferien sind, gehen auch die Kinder mit zurueck, um bei der Feldarbeit zu helfen. Diejenigen, die nicht zwischen den zwei Welten leben, arbeiten in ihrer freien Zeit in der Stadt, um so zum Familienunterhalt bei zu tragen.

Fuer diejenigen, die staendig hin und her reisen, ist es besonders schwer eine eigene Persoenlichkeit zu entwickeln: In der Stadt sind sie die vom Land, in ihrem Dorf die aus der Stadt. In keinem der zwei Kulturkreise sind sie ganz zu Hause.

So ist die kulturelle Identitaet die Basis der Arbeit von CHASQUI. Den Kindern und Jugendlichen soll geholfen werden, sich in der neuen Umgebung stolz bewegen zu koennen, mit einem klaren Bewusstsein, wer sie sind und woher sie kommen. Hierfuer ist bei CHASQUI ein Psychologe zustaendig. In der Regel arbeitet CHASQUI mit Studenten, die ihre Praktika absolvieren muessen, da sie nicht genug Geld haben einen Psychologen fest anzustellen. Doch oft findet sich kein Praktikant, der freiwillig nach Estrella de Belén kommt: “ Es ist zu weit weg”, “Die Fahrt ist zu teuer” oder “Es ist zu gefaehrlich”, sind Entschuldigungen, die nach einer kurzen Zeit geaeussert werden, um nichtmehr kommen zu muessen. Adela sagt, dass all diese Entschuldigungen auch begruendet seien und dass die Nichtpraesenz der Polizei die gefaehrliche Situation einmal mehr bestaetigt.

Sensibilisiert durch die Diskussion ueber straffaellige Migrantenkinder und -jugendliche, die derzeit in Deutschland gefuehrt wird, fragen wir an diesem Punkt nach. Ja, es gibt auch hier im Viertel Gangs. Jede Gang hat ihr Territotrium, wobei CHASQUI eine Art neutrales Gebiet darstellt, wo die Gangs nicht als Gruppe gesehen werden, sondern die einzelnen Personen als Individuen. So haben die Mitarbeiter Zugang zu den einzelnen Bandenmitgliedern und bisher auch noch keine Probleme mit ihnen gehabt. Innerhalb der Gangs ist es ueblich, dass Klebstoff geschnueffelt wird und auch die Anwendung von Gewalt ist weit verbreitet.

CHASQUI arbeitet, um an der Situation etwas aendern zu koennen, in einem Netzwerk mit den Schulen und den Eltern zusammen. In regelmaessigen Besuchen werden Elterngespraeche gefuehrt, und nach einer gewissen Zeit bekommen sie dann die Rueckmeldungen der Eltern : “Mein Sohn hat sich sehr veraendert, jetzt hat er Respekt!” Durch Aussagen wie diese wird die muehselige, langfristige Arbeit belohnt.

Wir hatten die Moeglichkeit bei einer Ch’alla zu Ehren der Pachamama, der Mutter Erde, dabei zu sein. Solche Riten der Aymara werden bei CHASQUI regelmaessig durchgefuehrt, damit die Kinder und Jugendlichen ihre Herkunftskultur nicht vergessen.

Chasqui - El ALto - Bolivien

Dienstag, 29. Januar 2008

labor in ILO, Peru

In Ilo hatten wir die Moeglichkeit Juan und seine Familie kennen zu lernen und ein paar Tage mit ihnen in ihrem Haeuschen auf dem Land zu verbringen:

»Früher als ich noch ein Kind war,« erinnert sich Juan Madueño, »lebten in unserem Fluss noch Forellen und Krabben und wir haben hier mit kleinen Angeln gefischt, doch heute ist alles in ihm tot.« Juan lebt im Tal Tumilaca, in der Provinz Moquegua im Süden Perus. Hier ist er geboren und aufgewachsen und lebt, wie seine Eltern und Großeltern, von der Landwirtschaft. Inmitten der trockenen Atacamawüste bildet die Talsenke eine kleine Oase, zwischen der Pazifikküste und den Hochanden. Hier wächst nur etwas, wo es auch Wasser gibt – am Fluss. Die grünen Ufer ziehen sich wie Schlangen hinunter Richtung Meer und bieten einen farbintensiven Kontrast zur vertrockneten braunen, hügeligen Mondlandschaft der Wüste. Juan lebt mit seiner Frau Rosa und seinen Kindern Ruddy (13 Jahre) und Kathiza (10 Jahre) in einem kleinen Häuschen am Rande des Asana-Flusses. Ihr Einkommen erwirtschaften sie sich durch das Bestellen ihres kleinen Stückchen Landes. Das Wasser der Flüsse wird aus Quellen in den Hochanden gespeist. Doch dort gibt es nicht nur das kostbare Nass sondern es lagern auch große Mengen an Mineralien. Die werden derzeit in zwei Bergwerken abgebaut. Das Kupfer wird in der nahegelegenen Küstenstadt Ilo weiterverarbeit. Die Bergwerkswirtschaft gibt manchen Menschen Arbeit, doch Kleinbauern,wie Juan, leiden unter ihnen. Die zahlreichen Avocadobäume, die immer eine wichtige Einkommensquelle der Familie waren, sind in den letzten Jahren nach und nach eingegangen und mussten gefällt werden. Juan vermutet, dass der empfindliche Avocadobaum als erstes auf die Luftverschmutzungen der Fabrikschlote reagiert hat.

Seine Vermutung ist begründet: Untersuchungsberichte aus Ilo sprechen eine klare Sprache: Die kleine Hafenstadt im Süden Perus war eine der Städte mit der höchsten Luftverschmutzung durch Schwefeldioxid der Welt. Traditionell leben die Familien hier, an der an Meeresgetieren reichen Küste, von Fischfang oder von der Landwirtschaft. Seit dem Bau der Fabrik litten Kinder und auch Erwachsene der Kleinstadt vermehrt unter Asthma und anderen Atemwegskrankheiten, Allergien waren weit verbreitet und die Vielfalt, sowie die Qualität der Früchte und Meerestiere nahm rapide ab. Die Abgase der Fabriken wurden durch die Küstenwinde über die trockene Wüste in die umliegenden Städte und Dörfer bis in die Berge getragen. In den feuchtheißen Sommermonaten verbanden sich die Schwefeldioxidabgase mit der hohen Luftfeuchtigkeiten zu »saurem Regen«.

Die von terre des hommes unterstützte asociacion civil labor ist im Kampf gegen die Umweltverschmutzung ein wichtiger Wortführer und unterstützt Initiativen, die sich für die Bewahrung der Natur einsetzen. Die Mitarbeiter sagen, dass sie selber äußerst unbeliebt bei den Bergwerksbetrieben seien. Bei deren öffentlichen Veranstaltungen würden sie nicht nur nicht eingeladen, sondern ausgeladen, wenn sie trotzdem kämen.

Das von terre des hommes unterstützte Projekt richtet sich an die Kinder und Jugendliche der Region: sie sollen bereits in der Schule lernen, was die Bergwerke für sie und die Umwelt bedeuten, aber auch, was ihre Rechte sind, damit sie sich in öffentlichen Gremien wie bei der Erstellung kommunaler »Bürgerhaushalte« für ihre Interessen einsetzen können. Doch der Einfluss des Konzerns ist gross: »Wenn sie erfahren, dass wir in einer Schule einen Workshop gemacht haben, kommen sie in die Schule und drohen ihnen, die Aula nicht zu finanzieren, wenn sie weiter mit labor arbeiten! Die Schulen gehen meistens auf dieses unmoralische Angebot ein, und wir können nicht mehr in die Schule kommen«, berichtet Roxana Estrada, die bei »labor« für die Umwelterziehung zuständig ist.

Dennoch konnte durch internationalen Druck und vor allem den 15 Jahre andauernden Kampf der Bevölkerung in Ilo erreicht werden, dass die Fabrik 2007 modernisiert wurde. Seitdem ist die Luftverschmutzung zurückgegangen. Die Vereinigung Labor und Bauern wie Juan sind dennoch nicht zufrieden. Die in der Landwirtschaft verursachten Schäden seien nicht reparabel, doch seitdem die Fabrik modernisiert wurde, würden den Bauern nun keine Entschädigungen mehr gezahlt. Auch sei die Luftverschmutzung ja nicht das einzige Problem.

Wenn Juan nicht sein Land bestellt, dann kämpft er als Sprecher der »Nationalen Vereinigung der durch die Bergwerkswirtschaft betroffenen Gemeinden Perus« (CONAMCAMI Peru) gegen den Bau einer dritten Mine in der Region. Diese soll im Jahre 2009 oberhalb seines Grundstückes am Asana Fluss eröffnet werden und würde die Lage der Familie Madueño wie der anderen Kleinbauern des Tales verschärfen. Juan ist eigentlich ein ausgeglichener, ruhiger Mensch. Aber wenn er auf die Minen zu sprechen kommt, erkennt man ihn kaum wieder: Voller Eifer zeigt er uns in seinem kleinen schlichten Lehmziegel-Häuschen mit Hilfe von auf DVD gebrannten Bildern von google earth, wo die Mine gebaut warden soll. Und Videos, die er sich ebenfalls bei Labor kopiert hat, erklären die befürchteten Auswirkungen. Am meisten Sorge macht Juan und seiner Familie die Tatsache, dass die neue Mine genau im bisherigen Flussverlauf des Aasana gebaut werden soll. Dort werden riesige Kupfervorkommen vermutet. Um an diese heran zu kommen, soll der Fluss Asana durch einen langen Tunnel umgeleitet werden und erst Kilometer weiter flussabwärts in dem ursprünglichen Flussbett weiterfließen. Außerdem wird die Mine selber Wasser für den Abbauprozess benötigen und dieses dem Fluss entnehmen wollen, so dass sich das natürliche Wasservolumen des Asana verringern wird. Hinzu kommt, dass der schwermetallhaltige Abraum, ebenfalls im bisherigen Flussbett gelagert werden sollen. Bei Regen könnte sich das verseuchte Wasser mit dem restlichen Flusswasser vermischen und ins Tal fließen, wo Juan es als Wasch- und Trinkwasser für seine Familie, sowie zum Bewässern des Landes benötigt.

»Manchmal können wir nachts nicht schlafen!«, sagt Juan voller Bedenken. Als Sprecher von CONAMCAMI hat Juan ganz in der Nähe im Dorf Torata andere Kleinbauern kennengelernt, die bereits direkt durch eine Mine betroffen sind, die nach dem selben Schema arbeitet, wie das geplante Bergwerk am Asana Fluss. Dort hat sich die Wassermenge im Fluss ebenso verringert, wie die Erträge auf den Äckern. Obst und Gemüse haben schlechtere Qualität und die Bauern müssen befürchten, es auf den Märkten gar nicht mehr verkaufen zu können, wenn bekannt wird, dass sie belastet sind.

Dass die Bauern von irgendeiner Seite Schadensersatz erhalten könnten, ist beim derzeitigen Stand der Dinge unwahrscheinlich. Die Firma, die die Mine betreibt, sieht bei sich keine Schuld, da sie »umweltfreundlich« arbeite. Auch vom Staat ist keine Hilfe zu erwarten. Regierungsstellen würden von dem Minenbetreiber durch großzügige Zuwendungen finanzieller Art davon »überzeugt«, dass die Mine »sauber« ist, kritisiert Roxana Estrada. Die lokale Regierung stehe ebenfalls unter diesem Einfluss. Um die Bevölkerung zufrieden zu stellen, werden sichtbare Dinge wie Spielplätze oder Sportanlagen errichtet. Aber dadurch werden sich die Lebensbedingungen für Juan und seine Familie nicht verbessern. Vor allem: Er weiss nicht, wovon er einmal leben soll, wenn er sein Land nicht mehr bestellen kann.

Seine Tochter Kathiza jedenfalls will nicht in der Region bleiben, sie will lieber studieren und als Ingeneurin in der Stadt arbeiten - bei den derzeitigen Zukunftsaussichten fuer das Tal Tumilaca ist das nicht verwunderlich.

Zur DIA SHOW

ILO - MOQUEGUA / PERU - LABOR und die Familie von JUAN

Donnerstag, 24. Januar 2008

wiphala, El Alto, Bolivien

Die wiphala, das ist die Fahne der Indigenen Boliviens, aber auch der ganzen Andenregion. Was sie bedeutet, dazu gibt es 1000 Definitionen. Oft gehoert haben wir, dass sie eine Vereinigung der Vielfalt darstellt. Der vielfaeltigen Kulturen, der Landschaften, der Wissenschaft, der Produktion, des Uebermenschlichen, der Politik und der intellektuellen Entwicklung der Menschen...

In der juengsten Vergangenheit Boliviens ist die wiphala durch die Partei des Praesidenten Evo Morales, die MAS (Movimiento al Sozialismo = Bewegung zum Sozialismus), bekannt geworden, die die wiphala als ihr Symbol verwendet.

Doch auch ein kleines Projekt in El Alto, der Vorstadt von La Paz, nennt sich wiphala. Den Kindern und Jugendlichen des Viertels ist wiphala so ein Begriff: Er steht fuer eine Einrichtung, die arbeitenden Kindern und Jugendlichen (NATs) eine Anlaufstelle bietet, wo sie unter anderem Hilfe bei den Hausaufgaben bekommen koennen oder eine warme Malzeit zu einem symbolischen Preis von einem Boliviano. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf Erlebnispaedagogik und der Anfertigung der dazu benoetigten Materialien wie Schalfsaecken, ein weiterer bei der Unterstuetung der NATs sich zu organisieren.

Wir haben einige der in der wiphala organisierten Kinder und Jugendlichen bereits in Potosi kennengelernt, wo sie gemeinsam mit den Nats der Organisation Pasocap an dem grossen Fest, den Chutillos, teilnahmen. Spaeter trafen wir Vertreter der wiphala in Cochabamba, auf einem Kongress der NATs Boliviens (UNATSBO) wieder, wo uns der Koordinator Marcelo nach El Alto einlud: "Koenntet ihr uns nicht helfen Fahrraeder zu reparieren? Wir wollen im Januar eine Radreise von El Alto nach Potosi mit den NATs unternehmen!" Das hoerte sich doch glatt so an, als warteten sie nur auf uns - und so sagten wir spontan zu.

Im Dezember radelten wir schliesslich in El Alto ein und einen Tag spaeter ging es los: Wir fanden uns zwischen 15 demontierten und halb verrosteten Fahrraedern wieder, die wieder fahrbar gemacht werden wollten.... Die Erklaerung fuer den miserablen Zustand der Raeder war einfach: Im vergangenen Jahr sind die NATs ueber den Salar de Uyuni geradelt, in der Regensaison, so dass das Salz das gesammte Material angegriffen hat. Einige Jugendlichen haben zeitweise mitgeholfen die Raeder zu reparieren, doch die Arbeit war muehsam und zog sich hin, so dass wir die meiste Zeit alleine mit den Raedern im Innenhof der wiphala sassen und schraubten, fetteten und ab und zu Ersatzteile einkaufen gingen. Nach einer Woche waren wenigstens neun der Raeder wieder fahrbar!

Die NATs der wiphala waren in dieser Zeit sehr beschaeftigt damit, sich dafuer einzusetzen, dass in der neuen Verfassung Boliviens ein Artikel eingebracht wird, der ausbeuterische Arbeit von Kindern verbiete. Sie trafen sich mit Politikern, wie dem Aussenminster von Bolivien David Choquehuanca oder die Vorsitzenden der Verfassungsgebenden Versammlung Sylvia Lazarte, die ihre Bemuehungen durchaus ernst nahm! Sie ist selber Indigena und weiss, dass es in der bolivianischen Kultur tief verankert ist, dass Kinder arbeiten, aber ausgebeutet werden sollen sie dabei nicht. Sie koenne sich selber nicht erklaeren, warum Kinderarbeit in der vorlaeufigen Variante der Verfassung verboten werde, aeusserte sie gegenueber der Delegation der NATs. Und siehe da, die Bemuehungen sollten belohnt werden: Im Dezember wurde die neue Verfassung Boliviens verabschiedet, in der das Anliegen der NATs beruecksichtigt wurde. Ausbeuterische Arbeit von Kindern wird verboten! Mit dem Ziel, genau dieses in der Verfassung zu verankern, wurde wiphala von terre des hommes unterstuetzt. wiphala ist kein permanenter Projektpartner von terre des hommes.

Zu unserer grossen Freude fand in dem Zeitraum unseres Besuches ein wichtiges landesweites Treffen der UNATSBO in La Paz, in den Raeumlichkeiten der wiphala, statt, an dem auch unsere Freunde aus Potosi teilnahmen. Die Wiedersehensfreude war gross - doch eigentlich waren wir bei dem Treffen fehl am Platze, da wir nicht zu den NATs zaehlen und somit nur als Zuhoerer bleiben durften - manche Themen waren allerdings so speziell, dass sie lieber hinter verschlossenen Tueren besprochen werden sollten. Wir konnten das gut akzeptieren und uns wurde dadurch noch einmal deutlich, wie ernst die NATs ihre Aufgabe nehmen.

Wiphala - Offene Tuer fuer Arbeitende Kinder und Jugendliche in El Alto/Bolivien

Mittwoch, 23. Januar 2008

Fundacion La Paz, Bolivien

Die Fundacion La Paz ist langjaehriger Projektpartner von terre des hommes und in La Paz eine der aeltesten Organisationen, die sich fuer Kinder und die Umsetzung ihrer Rechte einsetzt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit arbeitenden Kindern und denen, die in den Strassen von La Paz leben. Unser erster Kontakt fand in einem fuer uns neuen Kontext statt. Die Kindernachrichtensendung neuneinhalb der ard hat anlaesslich des Tags der Kinderrechte eine Sendung ueber Strassenkinder ausgestrahlt und wir wurden gefragt, ob wir in einem Frage-und-Antwort-Angebot fuer deutsche Kinder und Jugendliche mitarbeiten wuerden. Die Zuschauer sollten die Moeglilchkeit bekommen, Strassenkindern "im Sueden" Fragen zu stelle, die wir den Strassenkindern, die zur Fundacion La Paz kommen, stellen wuerden und ihre Antworten verbunden mit einigen Fotos, sollten anschliessend im Internet veroeffentlicht werden.

Gesagt, getan: So kamen wir erstmal voelligst ahnungslos, wie die Fundacion im Program Sarantañani arbeitet, dort an und lernten waehrend des Fragenstellens, dass dieses Programm den deutschen sozialpaedagogischen Angeboten fuer Strassenkinder in nichts nachsteht!

Die Kinder und Jugendlichen von Sarantañani fanden es sehr spannend, dass es in Deutschland Gleichaltrige gibt, die sich Gedanken darueber machen, wie es ihnen in Bolivien geht. So hat es ihnen auch Spass gemacht all die Fragen zu beantworten. Nur ueber eine Stunde lang still sitzen zu bleiben, war fuer manche eine kleine Herausforderung. Die Antworten der Srassenkinder aus Bolivien findet ihr hier.

Das Programm ist in vier Etappen unterteilt. Die erste Etappe ist ein sehr niedrigschwelliges Angebot fuer die Kinder und Jugendlichen, die noch die meiste Zeit auf der Strasse verbringen. Sie erhalten die Moeglichkeit in einem Bett zu schlafen und mittags warmes Essen zu bekommen, wenn sie sich an einige Regeln des Programmes halten, zu denen unter anderem der Verzicht auf Gewalt und Mitarbeit bei der Reinigung des Gelaendes gehoeren. Das Einhalten dieser schlichten Regeln faellt vielen Strassenkindern schwer, da sie auf der Strasse lebend alle erdenklichen Freiheiten haben und keiner ihnen irgendwelche Regeln vorgibt. Dort herrschen die Regeln der Strasse, die viele der Jugendlichen schon seit vielen Jahren kennen und mit denen sie sich arrangiert haben. Fuer diejenigen, die erst seit kurzer Zeit auf der Strasse leben, ist es wesentlich schwerer diese Regeln der Strasse zu akzeptieren und viele bewegen sich dort sehr unsicher und voller Angst. Ihnen faellt es wesentlich leichter, die Regeln von Sarantañani zu akzeptieren, wo sie mit viel Respekt und Zuneigung empfangen werden.

Wem es gelingt, die niedrigschwelligen Regeln einzuhalten und wer jede Nacht im Programm verbringt, der steigt auf in die zweite Etappe. In dieser erhaelt er ein eigenes Bett in einem Zimmer, das er sich mit bis zu drei anderen teilt. Fuer sie gibt es dann schon weitere Regeln und ausserdem wird versucht mit ihnen Zukunftsperspektiven zu erarbeiten. Dazu gehoert, dass eine Arbeit mit regelmaessigem Einkommen gesucht wird, dass sie wieder in die Schule gehen, dass sie ueberlegen was ihre Lebensziele sind und, dass sie auf einem Sparbuch bei Saranañani Geld sparen. Denn wenn sie in die dritte Etappe kommen, dann muessen sie schon einen kleinen symbolischen Beitrag zur Miete beitragen.

In der dritten Etappe wohnen sie dann in einem eigenen Zimmer, das sie selber gestalten koennen. Dieses befindet sich noch auf dem Gelaende des Programmes und sie werden staendig durch Sozialarbeiter oder Erzieher begleitet, die sie auf ein selbstaendiges Leben vorbereiten. In der vierten Etappe wohnen sie schliesslich in einer Wohnung, die sie selber anmieten und bezahlen. In dieser Etappe werden sie durch einenen Sozialarbeiter von Sarantañani begleitetr und ihr Leben hat sich soweit gefestigt, dass sie beinahe selbstaendig in der bolivianischen Gesellschaft leben koennen und integriert sind. Wenn sie diese Etappe erreichen, unterscheiden sie sich kaum mehr von gleichaltrigen Jugendlichen, doch bis es soweit ist koennen bis zu sieben Jahre bei Sarantañani vergangen sein.

Besonders gewundert hat uns zu hoeren, das die Kinder, die noch auf der Strasse leben, "in den Baeumen "schlafen! Das musste uns erst noch genauer erklaert werden: inmitten der Baumkrone schneiden sie sich einige Aeste raus und legen das entstandenen Loch mit Pappe aus. Der Grund dafuer ist, dass sie in den Baumkronen sicherer sind. Und die groesste Bedrohung ist die POlizei! WEnn sie an einem gut sichtbaren Platz lieben kommt es nicht selten vor, dass sie Polizei vorbei kommt und ihr Geld einfordert - haben si ezu dem Zeitpunkt kein Geld verlangen sie, dass in der naechsten Stnde Geld besorgt wird, das sie dann abgeben sollen. In den Baumkronen werden die Strassenkinder nicht so schnell gesehen, so dass sie dort sicherer sind. Doch die Baeume, die frueher als Schlafplatz dienten, sind nun abgeschnitten worden, damit sie nichtmehr dort schlafen koennen, so berichtet uns Franklin.

Bilder zu Sarantañani und den Fragerunden fuer neueneinhalb:

Fundacion La Paz, Projekt Sarantañani, La Paz Bolivien


Das terre des hommes Projekt mit der Fundacion La Paz ist TUKUYNINCHIS, das ist quechua und bedeutet "Alle Miteinander". In Diesem Projekt werden langfristige Einkommensquellen fuer die Jugendlichen geschaffen. Unter anderem gibt es ein Recycling- Projekt fuer Plastikflaschen, ein Cafe, das die Jugendliche selber bewirtschaften und Fuehrungen, die die Jugendlichen z.B. auf dem Friedhof anbieten. Wir haben diese Fuehrung an Allerheiligen besucht. Todo Santos, wie es in spanisch heisst, ist ein lautes 2 taegiges Fest und nicht wie bei uns ein stiller Gedenktag. Am ersten Tag werden auf den Friedhoefen die Graeber geputzt und geschmueckt, es wird gebetet, getanzt und gesungen. Im weiteren Verlauf des Tages werden die Seelen der Verstorbenen in den Haeusern und Wohnungen erwartet, es werden ihrer Lieblingsessen gekocht und/ oder die favorisierte Biermarke gekauft. Am 2. Tag werden die Seelen wieder zurueck zum Friedof gebracht. Es wird nocheinmal zusammengesessen, gesungen und gegesseen. Aus unserem Besuch haben wir einen kleine vertonte Dia Show gemacht, die ihr hier anguecken koennt:



Anlaesslich der deutschen terre des hommes Aktion "Strassenkind fuer einen Tag" wollten wir bei Saranañani ein Fotoprojekt durchfuehren: "Der Tag eines Strassenkindes" sollte das Thema sein. Hierzu besorgten wir fuenf Wegwerfkameras, die jeweils einem Jugendlichen einer Etappe fuer 24 Stunden zur Verfuegung stehen sollte. Doch erstmal bereiteten wir die fuenf Jungs in einem workshop auf ihre Aufgabe vor, denn keiner von ihnen war zuvor im Besitz einer Kamera und ein Foto wird in Bolivien oft so interpretiert, dass der Mensch das Zentrum des Bildes ist, das er mit ernster Miene ausfuellt. So sollten die Bilder unserer fuenf nicht werden!

Nach grosszuegigen 24 Stunden sammelten wir die Kameras ein, liessen die Abzuege machen und trafen uns anschliessend zum zweiten workshop. In diesem sollte jeder ein Plakat gestalten, indem er die besten Bilder selber auswaehlt und untertitelt. Fuer uns waren die Bilder erstmal aussagelos: Eine Haeuserzeile, davor parkende Autos und einige wenige Menschen... Eine ueberfuellte Strasse... Eine Wiese mit uns unbekannten Menschen drauf....

Doch der zweite workshop war ein voller Erfolg: Die Jungs nahmen sich viel Zeit und gestalteten jeder liebevoll ein Plakat. Jedes Foto wurde untertitelt, und ploetzlich erzaehlten sie eine Geschichte: Die Geschichte ihres Lebens! Aus dem "Tag eines Strassenkindes" war "Mein Leben als Strassenkind" geworden!!!

Als wir uns bei den Jungs bedankten, sagte Diego, dem es erstmal sehr schwer fiel sich auf alles einzulassen: "Nein, nicht ihr muesst danke sagen, ich muss mich bedanken!" Die fertigen Plakate wurden schliesslich im Gemeinschaftsraum von Saranañani ausgestellt, wo alle anderen sie bestaunten und die Geschichten lasen...

Im Folgenden wird der Fotoworkshop bebildert dokumentiert:

Erster und Zweiter Workshop
Fotoworkshop "Mein Tag"


Die Ergebnisse der Jugendlichen

Diego


Edgar


Favian


Gonzalo


Bladimir